Wir können jetzt schon sicher sein, dass die Coronavirus-Pandemie in die Geschichtsbücher eingehen wird. Damit hat sie schon etwas mit der Spanischen Grippe gemeinsam. Blicken wir etwa 100 Jahre in der Geschichte zurück, sehen wir eine Seuche, die unserer aktuellen Situation nicht sonderlich unähnlich ist. Der Vergleich zwischen dem Coronavirus und der Spanischen Grippe weist einige Parallelen auf – und die sind nicht unbedingt gut für uns.
Coronavirus vs. Spanische Grippe: Die Geschichte wiederholt sich
Das Coronavirus hat sich unglaublich schnell auf der ganzen Welt ausgebreitet und damit auch unser Leben komplett umgekrempelt. Wir alle haben eine solche Pandemie noch nie miterlebt, doch sie war durchaus nicht die einzige in der Geschichte. Im selben Atemzug wird momentan auch oft die Spanische Grippe genannt, die Anfang des 20. Jahrhunderts Millionen von Menschenleben forderte.
Von 1918 bis 1920 starben 50 Millionen Menschen an den Folgen der Spanischen Grippe. Früher konnte sich eine Seuche nur so schnell ausbreiten, wie Menschen zu Fuß oder zu Pferd unterwegs waren. Doch um 1918 waren die Menschen dank Schiffen, Zügen und Automobilen schon mobiler und stärker vernetzt. Daher blieb kein Fleck auf der Erde von der Spanischen Grippe verschont, so wie wir es heute auch vom Coronavirus kennen.
Das waren die Symptome der Spanischen Grippe
Statistisch gesehen war die Spanische Grippe vor allem für Menschen zwischen 18 und 40 Jahren tödlich. Die Inkubationszeit war im Vergleich zum Coronavirus deutlich kürzer. Der Fachbegriff lautete Influenza-A-Virus H1N1. Damals war nicht einmal der Erreger bekannt. Zunächst wurde auf ein Bakterium getippt. Doch eins war sicher: Das Virus breitet sich durch den menschlichen Kontakt aus.
Auch Menschen mit einem starken Immunsystem waren nicht sicher. Das Virus löste einen Zytokinsturm aus. Das ist eine Überreaktion des Immunsystems. Es wird vermutet, dass der Erste Weltkrieg dazu beigetragen hat, die Krankheit zu verbreiten. Der Ursprung wird auf einen US-Stützpunkt im Bundesstaat Kansas geschätzt, Fort Riley. Einige Wochen später, im März 1918, griffen die Soldaten das Schlachtfeld in Frankreich an. So breitete sich der Virus schließlich in Europa aus.
Eine der ersten Symptome der Spanischen Grippe waren niesen, husten und sich übergeben. Hinzu kam dann noch das Fieber. Die Gefahr der Grippe wurde erst spät erkannt. Doch zu diesem Zeitpunkt verstanden Mediziner noch kaum etwas davon. Influenza-Viren wurde erst 1933 entdeckt.
Fake-News und Rassismus durch Spanische Grippe
Obwohl der Ursprung in den USA war, erhielt die Krankheit den Namen Spanische Grippe. Die spanischen Medien hielten sich nicht zurück bei der Berichterstattung zur namenlosen Krankheit, als sich das Virus im Mai 1918 in Madrid ausbreitete und auch König Alfonso XIII. erwischte. Britische und französische Zeitungen griffen dies gleich auf und so etablierte sich nach und nach der Begriff der Spanischen Grippe. Die Beschuldigungen gingen dennoch weiterhin hin und her. So ist auch das Phänomen der Fake-News wie wir sie aus der Krise zum Coronavirus kennen, damals nicht unbekannt gewesen.
Doch nicht nur Fake-News wurden angekurbelt, sondern auch Rassismus. Während der Coronavirus-Ausbreitung konnte häufiger abwehrende Haltungen gegenüber asiatischen Menschen festgestellt werden, weil das Virus seinen Ursprung im chinesischen Wuhan hatte. US-Präsident Donald Trump nannte die Krankheit auch „das chinesische Virus“. In den USA wurden italienische und jüdische Einwandereviertel als Brutstätte der Spanischen Grippe betrachtet. In Afrika hingegen schob man die Schuld auf die „Grippe des weißen Mannes“. Kolonialisten beschimpften wiederum die Einheimischen wegen mangelnder Hygiene.
Die Maßnahmen gegen die Spanische Grippe
Obwohl der Begriff der Quarantäne nicht neu war, da genau diese Maßnahme während der Pest im 14. Jahrhundert angewandt wurde, als man Handelsschiffe 14 Tage lang isolierte, wurden zunächst nur halbherzige Vorkehrungen unternommen, um das Virus einzudämmen. In Deutschland zögerte man zunächst Schulen und öffentliche Einrichtungen zu schließen. Der Grund war der Erste Weltkrieg. Er sei schon grausam genug und daher sollte man den Menschen etwas zur Ablenkung lassen.
Die USA stand damals unter schwacher Führung. Der Sanitätsinspekteur, Rupert Blue, empfahl im Herbst 1918 die Schließung von öffentlichen Einrichtungen. Denn wie auch beim Coronavirus konnte sich die Spanische Grippe an diesen Orten leichthin ausbreiten. Doch bei dieser Empfehlung blieb es. Es gab keinerlei einheitliche Regelungen. Jede Stadt entschied selbst, wie gegen den Virus vorgegangen wurde. Das sorgte dafür, dass Bürger sich teilweise an Scharlatane wandte, sich in den Gottesglauben flüchteten oder in die Drogensucht stürzten.
Mundschutz kam ebenfalls in Mode
Ähnlich wie beim Coronavirus heute, war es auch damals nicht ungewöhnlich, dass Bürger zu Schutzmasken aus Baumwolle griffen. Damals trugen dies zuvor nur Ärzten und Krankenschwestern. Das Rote Kreuz verteilte die Masken millionenfach. Ohne Maske war der Tod nahezu gewiss. Doch das schützte nicht vor den Menschenmassen, die durch die Großstädte strömten.
Da der Krieg Thema Nummer eins war, wurde das Problem der Pandemie zunächst runtergespielt. Die halbherzigen Maßnahmen halfen nicht dabei, das Virus einzudämmen, heißt es in einem Bericht von n-tv. Über zwei Jahre hinweg kam es zu drei Ausbreitungswellen der Spanischen Grippe, die nicht nur Menschenleben kostete, sondern auch die Gesundheit vieler Menschen schädigte.
Coronavirus vs. Spanische Grippe: Was ist anders?
Im Vergleich zur Spanischen Grippe ist der große Unterschied heute, dass wir wissen, dass es eine Pandemie gibt. Hierfür gibt es Pläne, die dem Coronavirus angepasst werden. Forscher und Ärzte haben die Möglichkeit die Bevölkerung auf das Virus zu testen und es gibt schon die Grundlage für einen Impfstoff. Außerdem ist auch bekannt, dass das Coronavirus mutieren wird. Es gibt immerhin auch positive Fakten zum Coronavirus.