Menschen mit Vorerkrankungen wie Asthma, Adipositas oder Diabetes sind einem höheren Risiko ausgesetzt, einen schweren Coronavirus-Verlauf zu erleiden, sollten sie sich mit Sars-CoV-2 angesteckt haben. Nun macht ein Ärzte-Team aus England darauf aufmerksam, dass eine Infektion mit dem Erreger bei gesunden Menschen Diabetes erst auslösen könnte.
Schwerer Coronavirus-Verlauf könnte Diabetes auslösen
Menschen mit Diabetes und schlechten Blutzuckerwerten gehören zur Risiko-Gruppe bei einer Coronavirus-Erkrankung. Sie könnten bei einer Infektion eher einen schweren Coronavirus-Verlauf haben. Nun erklären englische Mediziner im dem Magazin The New England Journal of Medicine (NEJM), dass es Grund zur Annahme gibt, dass die Infektion mit Sars-CoV-2 erst dazu führen kann, dass Menschen Diabetes bekommen.
Die Wissenschaftler erklären hierzu im Magazin: „Bei Patienten mit Covid-19 wurde eine neu auftretende Diabetes-Erkrankung und schwere metabolische Komplikationen bei bereits bestehendem Diabetes beobachtet, einschließlich diabetischer Ketoazidose und Hyperosmolarität, für die außergewöhnlich hohe Insulindosen erforderlich sind.“
Das bedeutet in verständlicheren Worten formuliert: Der Stoffwechsel könnte durch die Verbindung aus Corona und Diabetes außer Kontrolle geraten. Dann kommt es zu einer sogenannten Stoffwechselentgleisung, weswegen die betroffene Person dann entweder an einer Über- oder Unterzuckerung und einem Mangel an Insulin leidet.
Wie könnte das Coronavirus Diabetes auslösen?
Bisher wissen wir, dass sich das Coronavirus an sogenannte ACE2-Rezeptoren anheftet, welche unter anderem sowohl in der Lungen-, Nieren- und Inselzellen als auch in der Bauchspeicheldrüse zu finden sind. Julian Hamilton-Sheild, der Professor für Diabetes und metabolische Endokrinologie an der Universität Bristol ist, erklärt hierzu, dass es zwei Arten von Diabetes gibt:
- Diabetes Typ 2 wird von dem eigenen Immunsystem verursacht, welches die Bauchspeicheldrüse angreift, die Insulin produziert. So gibt es keine Inselzellen mehr und kein Insulin kann produziert werden, um den Blutzuckerspiegel zu kontrollieren. Offenbar ist ungewiss, was genau diese Autoimmunkrankheit auslöst, doch Viren wurden bereits als mögliche Auslöser vorgeschlagen.
- Diabetes Typ 2 tritt auf, wenn die Inselzellen große Mengen Insulin produzieren müssen, weil die Hauptzielorgane nicht angemessen auf die Insulinbotschaft reagieren. Inselzellen werden daraufhin erschöpft und sterben ab.
Julian Hamilton-Sheild geht davon aus, dass auch das Coronavirus die normale Zellfunktion stören kann. Auch könnte seiner Meinung nach eine Zellinvasion der Viren zu einer akuten Entzündung führen, welche die Inselzellen abtötet.
Diese Fragen müssen noch geklärt werden
Wie es sowohl bei Julian Hamilton-Shield als auch aus dem NEJM-Bericht hervorgeht, so ist es bisher nur eine Vermutung, dass eine Coronavirus-Infektion zu Diabetes führen kann. Unter anderem folgende Fragen müssten noch geklärt werden:
- Bleiben die Veränderungen des Glukosestoffwechsels, die bei einem schweren Coronavirus-Verlauf auftreten, oder lassen sie nach, wenn die Infektion abgeklungen ist?
- Steht Diabetes Typ 1 oder Typ 2 in Verbindung mit dem Coronavirus?
- Entsteht vielleicht ein komplett neuer Diabetes-Typ?
Um mehr darüber zu erfahren, ist es laut der Mediziner wichtig, Patienten sowohl während als auch nach der Coronavirus-Erkrankung zu beobachten. So wurde anlässlich dessen ein weltweites Register eingerichtet, um mehr Daten zu sammeln.
Diese Coronavirus-Anzeichen können den Coronavirus-Verlauf sehr präzise vorhersagen. Und diese vier Faktoren führen zu einem schweren Coronavirus-Verlauf.