Veröffentlicht inScience

Sicher oder nicht? Putin lässt ersten Coronavirus-Impfstoff zu

Die internationalen Bemühungen zur Entwicklung eines Coronavirus-Impfstoffs kennen scheinbar keine Grenzen. Russische Forscher wollen nun die Lösung haben.

Arzt mit Spritze und Medikament
Das Corona-Medikament Remdesivir könnte einige Hoffnungen wieder zerstören. Foto: iStock.com/megaflopp

Weltweit wird unter Hochdruck an einem Coronavirus-Impfstoff geforscht. Nun scheint es, als hätten die Russen das Ziel erreicht. In aller Öffentlichkeit hat Wladimir Putin, Präsident der Russischen Föderation, am Dienstag die Zulassung des neuen Arzneimittels verkündet. Wie effektiv und vor allem sicher der Stoff allerdings tatsächlich ist, bleibt zunächst noch abzuwarten.

Arzt mit Spritze und Medikament

Sicher oder nicht? Putin lässt ersten Coronavirus-Impfstoff zu

Die internationalen Bemühungen zur Entwicklung eines Coronavirus-Impfstoffs kennen scheinbar keine Grenzen. Russische Forscher wollen nun die Lösung haben.

Update: Coronavirus-Impfstoff zugelassen

„Ich weiß, dass er sehr wirksam ist und eine hohe Immunität erzeugt und ich wiederhole, er hat alle erforderlichen Prüfungen bestanden“, erklärt Putin im russischen Staatsfernsehen. Die Kritik an dem angeblichen Coronavirus-Impfstoff bleibt jedoch bestehen.

„In der zweiten Phase testet man noch an relativ kleinen Gruppengrößen, das wird jetzt etwas übers Knie gebrochen“, erläutert etwa der Epidemiologe Prof. Dr. Timo Ulrichs bei ntv und RTL. „Da wäre ich zurückhaltend, was die Aussagen über die Daten angehen.“ Man könne einen Impfstoff nicht „mal eben einfach so“ zulassen. „Die Daten müssen verlässlich sein. Und deshalb müssen die größeren Studien der Phase drei verlässlich durchgeführt werden.“

Noch immer ist nur wenig über den Coronavirus-Impfstoff Gam-COVID-Vac Lyo bekannt. Es handele sich dabei um einen sogenannten Vektor-Impfstoff, der sich ungefährliche Viren zunutze macht, um das Immunsystem mit charakteristischen Erbgut-Abschnitten des SARS-CoV-2-Erregers zu konfrontieren. Die richtige Immun-Antwort spielt übrigens auch beim Coronavirus-Verlauf eine wesentliche Rolle.

So haben wir zuvor über den russischen Coronavirus-Impfstoff berichtet:

Coronavirus-Impfstoff: Macht Russland das Rennen?

„Es ist ein Sputnik-Moment“, sagte Kirill Dmitriev, Leiter des russischen Staatsfonds, der die russische Forschung am Coronavirus-Impfstoff finanziert, gegenüber CNN. Dabei bezieht sich Dmitriev auf den weltweit ersten erfolgreichen Start eines Satelliten durch dir Sowjetunion 1957. „Die Amerikaner waren überrascht, als sie Sputniks Piepsen hörten. So ist es auch bei diesem Impfstoff. Russland wird zuerst dort gewesen sein.“

Dennoch hat Russland bislang keinerlei wissenschaftliche Daten zu den Tests des neuen Mittels veröffentlicht. CNN zufolge herrschen nach wie vor bedenken darüber, ob der angestrebte Coronavirus-Impfstoff bis Mitte August, dem geplanten Termin, ausreichend an Menschen getestet werden kann. Immerhin befinde sich das Serum derzeit gerade mal in der zweiten Testphase, die zudem erst am 2. August abgeschlossen sein soll.

Bis es soweit ist, soll das Mittel bereits zur Impfung medizinischer Mitarbeiter genutzt werden. Auf diese Weise sollen die Versuche der dritten Phase vorgezogen werden. Russische Wissenschaftler sagen, die Entwicklung des Stoffs sei so schnell vorangeschritten, weil es sich um eine modifizierte Version eines Mittels handele, das bereits zur Bekämpfung anderer Krankheiten entwickelt wurde.

Wie sicher ist der neue Impfstoff wirklich?

„Unsere Wissenschaftler konzentrierten sich nicht darauf, die Ersten zu sein, sondern die Menschen zu schützen“, versichert Dmitriev. Die Impfung verwende geschwächte menschliche Adenovirus-Vektoren. Anstelle nur eines stützen sich die Experimente im Gegensatz zu anderen Studien gleich auf zwei Vektoren und sehen darüber hinaus eine Auffrischungsimpfung vor.

„Russland hat seine Führungsposition in der Impfstoffentwicklung und seine bewährte Ebola- und MERS-Impfstoffplattform genutzt, um die erste sichere und effiziente Lösung für das größte Problem der Welt zu finden“, fährt Dmitriev fort.

Es bleibt abzuwarten, ob der russische Coronavirus-Impfstoff tatsächlich hält, was er verspricht. Sollte das Vorhaben fehlschlagen, befinden sich jedoch noch immer fünf weitere vielversprechende Studien in den letzten Zügen der Entwicklung. Zudem forschen Wissenschaftler derzeit an einem möglichen Beitrag, den Fledermäuse zur Entwicklung eines wirksamen Mittels leisten könnten. Selbst Lamas sind für ein solches Unterfangen im Gespräch.

Du willst mehr von uns lesen? Folge uns auf Google News.