Vor einigen Wochen erst verkündete der Präsident der Russischen Föderation, Wladimir Putin, die Fertigstellung des ersten Coronavirus-Impfstoffs. Seiner öffentlichen Erklärung wurde jedoch nicht etwa mit Jubelrufen begegnet, sondern mit Misstrauen und lautstarker Kritik. Der Grund dafür scheint recht simpel: Forscher befürchten, dass Russland seine Corona-Impfung vor ihrer Freigabe nicht ausreichend getestet haben könnte. Die Folgen einer solchen Vorgehensweise könnten verheerend ausfallen.
Corona-Impfung ohne ausreichende Tests – die Folgen
Nicht nur die mangelnde Wirksamkeit eines unausgereiften Impfstoffs bereitet Experten sorgen. Denn auch in Fragen der Sicherheit haben viele von ihnen ernste Bedenken. Ian Jones, Professor für Virologie an der britischen Universität Reading, konkretisiert diese Sorge: Er ist sich sicher, ein unvollständiger Schutz könnte dafür sorgen, dass der SARS-CoV-2-Erreger den Antikörpern der Corona-Impfung ausweicht. In Folge dessen könnten mutierte Stämme entstehen, die sich dem Stoff in Gänze entziehen.
„In diesem Sinne ist ein schwacher Impfstoff schlechter als gar kein Impfstoff“, so Jones der internationalen Nachrichtenagentur Reuters zufolge. Eine solche Mutation müsse nicht zwangsläufig dazu führen, dass die Covid-19-Erkrankung schwerwiegender für den Menschen ausfalle. Allerdings befürchten Wissenschaftler wie Jones, dass der „evolutionäre Druck“, der durch den Einsatz einer unausgereiften Corona-Impfung die Lage verschlimmern könnte.
Auf diese Weise würde es dem Erreger nämlich ermöglicht, sich an potenziell wirksamere Impfstoffe heranzutasten und diese letzten Endes leichter zu überwinden.
Sputnik V: Lösung oder Risiko?
Zwei Monate klinischer Untersuchungen hätten gezeigt, dass der russische Coronavirus-Impfstoff Sputnik V effektiv und unbedenklich für den Menschen sei. So lautet die Version, mit der Entwickler des Mittels und die Regierung der Russischen Föderation hausieren gehen. Doch wurden die Ergebnisse dieser Studien noch immer nicht offengelegt, sodass sich für Außenstehende kaum mit Sicherheit sagen lässt, inwiefern sich Sputnik V tatsächlich zur Corona-Impfung eignet.
„Man sollte sicherstellen, dass der Impfstoff wirksam ist. Das wissen wir aber nicht wirklich“, sagt auch Kathryn Edwards. Sie ist Professorin für Pädiatrie und Impfstoffexpertin in der Abteilung für Infektionskrankheiten an der amerikanischen Vanderbilt University School of Medicine. Um ebendies zu gewährleisten, verkündete Russland am Donnerstag, es sei eine große klinische Studie geplant, die den fraglichen Impfstoff im Laufe der kommenden Wochen mit mehr als 40.000 Probanden testen soll.
Es bleibt abzuwarten, ob die Corona-Impfung Sputnik V ihr Versprechen hält. Internationale Zusammenarbeit ist auf der Suche nach einem effektiven und vor allem sicheren Coronavirus-Impfstoff unerlässlich.