Tränen zu vergießen empfinden viele Menschen als befreiend. Und zahlreiche Erwachsene glauben auch daran, dass durch das Weinen das Stresslevel gesenkt werden könnte. Doch tatsächlich gibt es auf die Frage „Warum weinen wir?“ in der Forschung nicht allzu viele Antworten. Das aber wissen wir dennoch.
Warum weinen wir? Das sagt die Wissenschaft
Bisher können wir nicht beweisen, dass Tränen von Tieren mit Emotionen einhergehen. Daher ist Weinen, das mit Gefühlen verbunden ist, bisher immer noch Menschen vorbehalten. Doch warum weinen wir? Eine eindeutige Antwort gibt es auf die Frage nicht, da sich die empirische Auseinandersetzung zum emotionalen Weinen noch ganz am Anfang befindet. Dennoch gibt es bereits einige interessanten Erkenntnisse:
Laut des niederländischen Psychologen und Tränenforschers Ad Vingerhoets sind drei Auslöser für das Weinen am häufigsten (via RND):
- Verlusterfahrung
- Streit
- Mitleid
Auch Konflikte, Einsamkeit, Hilflosigkeit, Niederlagen und Schmerzen können erwachsene Menschen laut des Forschers zum Weinen bringen. Dabei haben sie jedoch unterschiedliche Weinschwellen. Manche können beispielsweise bei einem traurigen Film viele Tränen vergießen, andere berührt das Gesehene weniger.
Wir weinen nicht nur wegen Emotionen
Menschen weinen auch, wenn Reize von außen entstehen, wie das etwa beim Schälen von Zwiebeln der Fall ist. Das sind reflektorische Tränen. Basale Tränen werden hingegen gebildet, damit die Augen feucht bleiben. Zudem werden sie auf diese Weise gereinigt.
Eine wohl eher unbekannte Antwort auf die Frage, warum wir weinen, ist Manipulation. Laut der britischen Psychologin Vasudevi Reddy der Universität Portsmouth täuschen Babys ab dem sechsten Monat sowohl Weinen als auch Lachen vor, um die Aufmerksamkeit der Eltern auf sich zu ziehen (via Welt).
Frauen weinen häufiger
Während Mädchen und Jungen bis etwa zum 13. Lebensjahr ungefähr gleich viel weinen, ändert sich das im Laufe des Älterwerdens. Während Frauen 30 bis 64 Mal im Jahr weinen, vergießen erwachsene Männer durchschnittlich 17 Mal jährlich Tränen. Der Geschlechtsunterschied kommt aufgrund der Erziehung und Sozialisation zustande. Tränen gelten in vielen Gesellschaften als Zeichen der Schwäche, die Männern nicht zugesprochen wird.
Der Psychiater Prof. Sönke Arlt erklärt aber in einem Interview im Hamburger Abendblatt, dass er glaubt, gesellschaftlich verändere sich etwas. „Die Kriegsgeneration, die enorm Schweres erlebt, aber darüber teilweise jahrzehntelang geschwiegen hat, stirbt langsam aus. Die jetzt Älteren sind anders aufgewachsen und zeigen mehr Gefühle. Auch Männer sind stärker an Emotionen und Bindungen interessiert. Die Rollenbilder werden fließender, auch wenn wir im Hinblick auf das Gefühle-Zeigen noch weit weg von echter Gleichberechtigung sind.“
Weinen kann, muss aber nicht heilend sein
Historikerin Prof. Kaja Harter-Uibopuu erklärt, dass bereits die alten Griechen erkannt haben sollen, dass Weinen psychologisch reinigend sein kann. „Hippokrates und Aristoteles haben dies erstmals erkannt und sich mit der Katharsis beschäftigt. Letzterer empfahl sogar, sich gelegentlich bewusst anrührenden Situationen auszusetzen, beispielsweise ein Theaterstück anzuschauen – als ein gezielt eingesetztes Instrument, um die Seele zu reinigen oder eine Überlast an Gefühlen abzubauen“, so die Historikerin.
Würden wir diese Empfehlung auf unsere heutige morderne Zeit übertragen, so würde der Rat lauten „Ins Kino gehen, sich einen Schmalzfetzen ansehen und mal so richtig schön ausheulen.“ Ob Weinen jedoch tatsächlich hilft, hängt laut Prof. Sönke Arlt von dem sozialen Kontext ab.
Hast du Lust, dich einmal auszuweinen, kannst du dir auch einfach einen Film zuhause ansehen. Warum wir weinen, ist dann wohl nicht mehr allzu wichtig. So findest du etwa traurige Filme bei Sky. Und sogar bei Werwolf-Filmen ist es möglich, die ein oder andere Träne zu vergießen.
Quellen: RND, Welt, Hamburger Abendblatt