Bei sogenannten Mnemotechniken handelt es sich um Methoden, die die Gedächtnisleistung verbessern sollen. Von diesen Verfahren finden einige auch in der Popkultur Auftritte, etwa Sherlock Holmes‘ Gedächtnispalast. Es gibt allerdings auch ältere, sogar viel ältere Methoden, um das Gedächtnis zu verbessern.
Gedächtnis verbessern: Das soll helfen
Den nordamerikanischen Navajos wird nachgesagt, sich bis zu 700 Insekten mit ihrem Aussehen, Lebensraum und Verhalten zu merken, die Mangyans auf den Philippinen würden wiederum 1.625 verschiedene Pflanzen erkennen, von denen einige der westlichen Wissenschaft unbekannt sind. Die Methoden der australische Aborigines wurden von Forschern im Detail beleuchtet.
Eine der bekanntesten Mnemotechniken ist die sogenannte Gedächtnispalast- oder Loci-Methode. Die Griechen und Römer nutzten sie in der Antike, aber auch ältere Kulturen wie die australischen Aborigines verwendeten ähnliche Techniken um ihr Gedächtnis zu verbessern – und tun dies in Teilen noch heute.
Jeder Clan und jede Nation hat ihre eigenen etablierten Geschichten, die lebenswichtiges kulturelles Wissen enthalten und weitergeben, einschließlich Aborigine-Gesetze, persönliche Rechte und Pflichten, Landnutzung, astronomische und Navigationsinformationen. Diese „Songlines“ sind uralt, weisen aber auch über mehrere Generationen hinweg kaum Veränderungen auf. Sie können mündlich, durch Tänze, durch Malereien und Petroglyphen oder durch eine Kombination aus all diesen Methoden ausgedrückt werden.
Ist eine Information nicht Teil der Songline-Tradition sind, ist es üblich, eine Geschichte zu konstruieren, die Aspekte der Flora, der Fauna und der physischen Geografie der lokalen Gegend einbezieht. Auf diese Weise können auch äußerst komplexe Informationen weitergegeben und über lange Zeit erhalten werden. Diese Geschichten sind persönlich, anpassungsfähig und können leicht konstruiert oder geändert werden, um neue Informationen aufzunehmen.
Studie untersucht Effektivität traditioneller Techniken
„Schrift und digitale Speicherung haben das organische Gedächtnis für die Kodierung und den Abruf von Informationen in der modernen Ära weitgehend ersetzt“, konstatieren die Autorinnen und Autoren einer Studie. Sie wurde Mitte Mai 2021 in PLOS ONE, einer multidisziplinären Online-Fachzeitschrift der Public Library of Science, veröffentlicht und befasst sich mit den parallelen zwischen den Stadien, die sich Medizinstudierende und Aborigine-Jugendliche auf ihrem Weg von der Kindheit zum Erwachsenenalter bis hin zu Stammesältesten durchlaufen, um ihr Gedächtnis zu verbessern.
Um diese zu untersuchen testeten die Forschenden Aborigine-Gedächtnistechniken für den Erwerb und den Abruf von neuartigen Wortlisten an 76 Medizinstudierenden. Konkret wurden er Erwerb und Abruf von Wortlisten ohne Gedächtnistraining untersucht, sowie nach einem Training in der „Memory-Palace“ (dt.: „Gedächtnispalast“)-Technik oder der australischen „Aborigine-Narrative“ (auch „Australian Storytelling“)-Technik.
„Beide Arten des Gedächtnistrainings verbesserten die Anzahl der korrekt abgerufenen Items und reduzierten die Häufigkeit spezifischer Fehlertypen im Vergleich zur untrainierten Leistung“, schließt das Team. „Die Methode der australischen Ureinwohner führte zu einer etwa dreifach höheren Wahrscheinlichkeit einer Verbesserung des korrekten Abrufs der gesamten Wortliste, im Vergleich zur Memory-Palace-Technik oder keinem Training bei den Schülern, die zu Beginn nicht alle Listenelemente korrekt abrufen konnten.“
Wir verraten dir außerdem, wie du dein Kurzzeit-Gedächtnis verbessern und ein fotografisches Gedächtnis erlernen kannst.
Quellen: „Australian Aboriginal techniques for memorization: Translation into a medical and allied health education setting“ (2021, PLOS ONE)
Seit dem 24. Februar 2022 herrscht Krieg in der Ukraine. Hier kannst du den Betroffenen helfen.