Im Rahmen der Kola-Bohrung erreichte ein Forschungsteam der Sowjetunion zwischen den Jahren 1970 und ’92 eine Tiefe von 12.262 Metern. Sie gilt seit 1979 als die tiefste Bohrung in die Erde. Doch will sich die Wissenschaft damit offenbar noch nicht ganz zufriedengeben. Das Unternehmen Quaise Energy hat sich Ziele gesetzt, die nicht nur Rekorde brechen, sondern auch wesentliche Probleme lösen könnten.
Tiefste Bohrung in die Erde
Neben Solarenergie, Windkraft und einer Vielzahl weiterer Möglichkeiten zur Gewinnung erneuerbarer Energien ist geothermale Energie im Laufe der vergangenen Jahre etwas in den Hintergrund gerückt. Das will Quaise aber nicht auf sich beruhen lassen. Das Unternehmen will dazu konventionelle Bohrmethoden mit einer Blitzlampe mit Megawatt Leistung kombinieren. Sie ist von ebenjener Technologie inspiriert, die eines Tages massentaugliche Kernfusionskraftwerke ermöglichen könnte.
Um die Tiefe der Kola-Bohrung zu übertreffen braucht es solche innovativen Ansätze. So mag es zwar einfach klingen, ein Loch ins Erdinnere zu bohren, tatsächlich müssten die Instrumente aber teils Temperaturen von mehr als 180 Grad Celsius standhalten – und eine enorme Länge haben. Daher auch die Idee des Spin-off-Unternehmens vom Massachusetts Institute of Technology (MIT). Statt nämlich einfach nur zu bohren, will sich Quaise den Weg freibrennen.
Mittels Start- und Investitionsgeldern will das Team binnen der nächsten zwei Jahre einsatzfähige Geräte für die tiefste Bohrung in die Erde entwickeln. Bis 2026 soll darüber hinaus ein funktionierendes System zur Stromerzeugung stehen. Alte Kohlekraftwerke sollen ab 2028 als Standorte für dampfbetriebene Anlagen dienen, die sich aus geothermaler Energie speisen, erklärt Quaise auf seiner Webseite.
Was sind die Vorteile?
Konkret verspricht das Energieunternehmen „eine wirklich gerechte, saubere Energiequelle“. Sie sei in der Nähe jedes Bevölkerungs- und Industriezentrums auf dem Planeten vorhanden. Auch nennt Quaise Energy konkrete Vorteile, die aus seinen Plänen resultieren. Mit ihnen könnten Forschung und Industrie drei wesentliche Probleme der Menschheit lösen.
N°1: Saubere Energie
„Die Geothermie benötigt keine Brennstoffe und produziert keine Abfälle“, schreibt das Unternehmen. „Sie ist wirklich erneuerbar, reichlich vorhanden und für alle gleich, selbst in den schwierigsten Energieumgebungen.“
N°2: Wohnraum
Quaise Energy zufolge benötige Tiefengeothermie weniger als ein Prozent des Bodens und der Materialien, die andere erneuerbare Energie in Anspruch nehmen. Die notwendige Infrastruktur sei außerdem schon vorhanden. So könne man Bohrinseln, Kohlekraftwerke und weitere Standorte fossiler Energiegewinnung nutzen, um saubere Anlagen zu bauen. Im Gegensatz zu Windrädern und Solaranlagen beansprucht das Projekt daher auch keine Orte, die andernfalls als Wohnraum für die stetig wachsende Bevölkerung genutzt werden könnten.
N°3: Fernwärme
Doch würde die tiefste Bohrung in die Erde – oder auch viele von ihnen – nicht nur der Stromerzeugung dienen. Auch zur Gewinnung von Fernwärme könnte das Projekt genutzt werden. „Für die Nutzung von Geothermie als Wärmequelle für Fernwärmenetze ist es vorteilhaft, diese als Niedertemperatur- Fernwärmenetze (<80 Grad C) auszulegen“, merkt an dieser Stelle der Bundesverband Geothermie an. Zumindest dafür müsste also gegebenenfalls neue Infrastruktur geschaffen werden.
Quelle: Quaise Energy; Bundesverband Geothermie; eigene Recherche
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