Im Kampf gegen Viren haben sich weltweit gleich mehrere Teams einer neuen Aufgabe angenommen. Im Fokus steht ein Impfstoff, der wie eine Krankheit fungiert und sich durch Ansteckung schneller ausbreitet als die Erreger, die er bekämpfen soll. Der größte Vorteil liegt ein einer flächendeckenden Immunität (Herdenimmunität), die durch einzeln verabreichte Impfungen deutlich länger benötigt.
Übertragbarer Impfstoff: Darum kann er helfen
Impfstoffen, die lebende oder geschwächte Viren enthalten, konnte in der Vergangenheit nachgewiesen werden, dass sie bis zu einem gewissen Grad ansteckend sind. Das belegen vereinzelte Studien, auch wenn die Daten dazu bisher rar sind.
Dazu zählen beispielsweise orale Poliovirus-Vakzine (OPV), die sich von Mensch zu Mensch verbreiten können. Bei der Einnahme repliziert sich das darin enthaltene geschwächte Virus. Das hilft dem Immunsystem Antikörper zu bilden, bevor der Impfstoff ausgeschieden wird.
Die bewusste Herstellung ansteckender Impfstoffe für Tierpopulationen wie Fledermäuse, die bekannt sind für Infektionskrankheiten (Zoonose), soll diese bekämpfbar machen bevor sie auf Menschen übergehen können. Das zumindest glauben einige Wissenschaftler*innen, wie IFLScience berichtet.
Vor- und Nachteile ansteckender Impfstoffe
Eine Herdenimmunität auf diese Weise zu erzielen, ist den Forschenden zufolge allerdings auch mit Risiken verbunden. Diese betreffen die Effizienz eines solchen Impfstoffes, schreibt das Forschungsteam hinter der oben genannten Studie:
„Übertragbarkeit hat allein den Vorteil, Herdenimmunität über das Level zu erheben, das durch direkte Impfung erreicht wird, aber sie erhöht auch die Möglichkeit für die Evolution des Vakzins, die typischerweise den Nutzen des Impfstoffes untergräbt.“
„Transmissible Viral Vaccines“ (Trends in Microbiology, Volume 26, Ausgabe 1, January 2018, Pages 6-15)
Darüber hinaus gibt es anscheinend besondere Risiken, wenn auf diesem Wege Immunität beim Menschen verbreitet werden soll. Mark Smithson von der School of Biological Sciences an der Washington State University zufolge könnte es gefährlich sein, weil „Impfstoffe mit dem Potential, sich durch eine Wirtspopulation auszubreiten, auch das Potenzial besitzen, sich zu einer Krankheit zurückzuentwickeln.“
Aktueller Stand der Forschung
Bisher konzentriert sich die Forschung bei der Entwicklung ansteckender Impfstoffe auf Herdenimmunität in Tierpopulationen, die ein Sammelbecken für Zoonose sind. Getesten wurde die Idee allerdings erst einmal. Dazu fingen Forscher*innen 147 wilde Hasen, impfte die Hälfte und ließ alle gechipt wieder frei. 32 Tage später konnten in 56 Prozent der ungeimpften Tiere entsprechende Antikörper festgestellt werden. Das suggeriert, dass es zu einer gewissen Übertragung des Impfstoffes gekommen war.
Quellen: ScienceDirect, IFLScience, Trends in Microbiology
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