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Experten warnen: Elektroautos könnten Stromnetz massiv überlasten

Das deutsche Stromnetz hält einiges aus. Die geplante Masse an Wärmepumpen und Elektroautos könnte es aber überlasten.

Elektroautos an Ladesäulen
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Der Verband der Elektro- und Digitalindustrie (ZVEI) hat vor kurzem eine neue Studie mit dem Titel „Stromnetze der Zukunft“ veröffentlicht. Sie zeigt die dringende Notwendigkeit für Deutschland auf, ein klimaneutrales Stromnetz zu realisieren. Laut Wolfgang Weber, dem Hauptgeschäftsführer des ZVEI, verfügen die derzeitigen Verteilnetze nicht über die notwendigen Eigenschaften, um eine zuverlässige und sichere Stromversorgung über das Jahr 2030 hinaus zu gewährleisten – auch im Kontext der politischen Ziele für Elektroautos.

Elektroautos & Wärmepumpen könnten Kapazitäten sprengen

Die Studie schätzt, dass die derzeitige Kapazitätslücke der Netze dazu führen könnte, dass sie unter der geplanten Anzahl von Elektrofahrzeugen und Wärmepumpen bis 2030 zusammenbrechen. Um dieses Problem zu lösen, schlägt Weber vor, dass das Land bis 2030 mindestens 100 Milliarden Euro in kritische Infrastrukturen investieren müsse.

„Unsere Studie definiert eben dieses als Klimaneutralitätsnetz, das Erzeugung und Verbrauch multidirektional, zeitlich sowie räumlich miteinander koordiniert und die Sektorkopplung ermöglicht – über alle Spannungsebenen, Stakeholder und Technologien hinweg.“

Wolfgang Weber (via ZVEI)

Die Studie skizziert auch die wichtigsten Merkmale eines klimaneutralen Stromnetzes, zu denen eine multidirektionale, zeitlich und räumlich koordinierte Stromerzeugung und -verbrauch gehören. Sie würden die Sektorenkopplung über alle Spannungsebenen und Technologien hinweg erleichtern. Von besonders hoher Relevanz seien „die zuverlässige Bereitstellung verlässlicher Netz- und Energiezustandsdaten in Echtzeit, der systemdienliche Einsatz von Flexibilitäten für eine effizientere Netzauslastung und die Nutzung und Vorhaltung von Speicherkapazitäten, etwa durch bidirektionales Laden von Elektroautos„, so der ZVEI.

Das empfiehlt der ZVEI

Eine der Schlussfolgerungen der Studie ist, dass die Digitalisierung des Stromnetzes unerlässlich sei, um den erwarteten Anstieg der Nachfrage effektiv zu bewältigen. Sie legt auch nahe, dass die Digitalisierung die Grundlage für flexible Stromtarife ist, von denen alle Endverbraucherinnen und -verbraucher profitieren würden. Um diesen Wandel zu ermöglichen, müsse das Stromnetz jedoch transparenter werden. Nur so könne es die geplante Anzahl an Wärmepumpen und Elektroautos stemmen.

Die Studie legt auch nahe, dass Deutschland in eine umfassendere Aus- und Weiterbildung seiner Arbeitskräfte investieren müsse, um die neuen Anforderungen des klimaneutralen Stromnetzes zu bewältigen. Weber betont die Notwendigkeit von Beschleunigungspaketen, um den Ausbau der Infrastruktur schneller voranzubringen, und von intelligenteren Ausbildungskonzepten, um sicherzustellen, dass die derzeitigen Beschäftigten die Veränderungen im Stromnetz bewältigen können.

Quelle: „Intelligent, leistungsstark, flexibel: Stromnetze der Zukunft“ (Verband der Elektro- und Digitalindustrie, 2023); Verband der Elektro- und Digitalindustrie

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