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Überraschende Lebensform: Forscher machen erstaunlichen Fund – „bisher unbemerkt“

Spuren Milliarden Jahre alter Einzeller, früher Eukaryonten, konnten in Gestein nachgewiesen werden. Deren Existenz wurde bislang kaum nachgewiesen.

Bakterien unter dem Mikroskop
© Катерина Євтехова - stock.adobe.com

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Immer wieder stoßen Forschende bei ihren Untersuchungen auch auf Dinge, mit denen sie nicht gerechnet haben. Im jüngsten Fall waren es bislang unbekannte Einzeller, deren Spuren man entdeckte.

Einzeller: Diese Lebensformen existierten vor 1,6 Milliarden Jahren

Vor mehr als einer Milliarde Jahren gab es auf der Erde eine große Anzahl winziger Einzeller, von denen man bisher nichts wusste. Ein international aufgestelltes Forschungsteam, an dem auch deutsche Wissenschaftler*innen beteiligt waren, hat dies in einer Fachzeitschrift namens „Nature“ veröffentlicht.

Darin berichten die Forschenden über die Entdeckung reichlich vorhandener Protosteroide, also Ur-Fette, in bis zu 1,64 Milliarden Jahre altem Sedimentgestein. „Diese primordialen [uranfänglichen] Verbindungen waren bisher unbemerkt geblieben“, heißt es in der Studie weiter.

Die Spuren sollen von frühen Formen sogenannter Eukaryonten stammen. Dabei handelt es sich um Lebewesen mit komplexen Zellen und einem Zellkern, zu denen neben vielen einzelligen Organismen auch Tiere, Pflanzen und Algen gehören, jedoch keine Bakterien.

Moderne Eukaryonten produzieren normalerweise fettähnliche Strukturen, die als Sterole bezeichnet werden, wie zum Beispiel Cholesterin, das auch beim Menschen und vielen Tieren vorkommt.

Deshalb haben sich Forschende bisher auf den Nachweis dieser Substanzen konzentriert, um frühe Eukaryonten zu finden. Allerdings reichen solche Beweise nur etwa 800 Millionen Jahre zurück, obwohl es ältere Eukaryonten gibt. Daraus wurde geschlossen, dass Eukaryonten zuvor möglicherweise selten waren.

Tiefgreifender ökologischer Wendepunkte der Erde

Dieser Ansicht widerspricht das Forschungsteam, zu dem Benjamin Nettersheim vom Zentrum für Marine Umweltwissenschaften der Universität Bremen und Christian Hallmann vom Deutschen Geoforschungszentrum (GFZ) in Potsdam gehören, wie Stern unter Berufung auf die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtet.

Sie haben in verschiedenen Gebieten der Erde Hinweise auf Protosteroide in Gesteinen gefunden, die bis zu 1,64 Milliarden Jahre alt sind. Diese Funde deuten darauf hin, dass die bisher unbekannten Einzeller damals im Wasser reichlich vorhanden waren.

Der Zellaufbau und vermutlich auch der Stoffwechsel dieser Organismen waren an eine Welt angepasst, in der deutlich weniger Sauerstoff in der Atmosphäre vorhanden. Wie genau sie ausgesehen haben könnten, ist jedoch unklar. Die Ur-Eukaryonten verschwanden vor etwa 800 Millionen Jahren als die modernen Eukaryonten auftraten. Nettersheim bezeichnet dies als „einer der tiefgreifendsten ökologischen Wendepunkte in der Geschichte unseres Planeten“.

Quellen: „Lost world of complex life and the late rise of the eukaryotic crown“ (2023, Nature), Deutsche Presse-Agentur, Stern

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