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Die Erdrotation in Schieflage: Das hat unser Durst nach Wasser damit zu tun

Dass sich die Erde um ihre eigene Achse dreht, ist hinlänglich bekannt. Doch laut einer neuen Studie, gerät sie durch menschlichen Einfluss aus dem Gleichgewicht.

Abbildung der Erde vom Weltall aus.
© Tryfonov - stock.adobe.com

Was würde passieren, wenn die Erde aufhört, sich zu drehen?

So verändert sich die Erde, wenn sie sich aufhören würde zu drehen.

Etwa acht Milliarden Menschen leben mittlerweile auf der Erde. Das stete Bevölkerungswachstum bleibt dabei nicht ohne Konsequenzen vor allem auf die Umwelt und damit auf den Planeten selbst. Denn diese vielen Menschen benötigen enorme Ressourcen, deren Förderungen laut einer neuen Studie für eine bislang ungekannte Folge gesorgt haben.

Erde: Rotationsachse durch Wasserförderung verschoben

Zu den wichtigsten Rohstoffen der Erde, die für das Überleben der Menschheit unverzichtbar sind, zählt Wasser. Nicht nur müssen wir es trinken, sondern es kommt in vielen anderen Bereichen der Gesellschaft zum Einsatz. Deswegen wird es vielerorts aus den Tiefen des Planeten nach oben gepumpt – mit weitreichenden Folgen, wie ein Forschungsteam der Seoul National University in einer neuen Studie festgestellt hat.

Demnach hat die Menschheit allein zwischen 1993 und 2010 so viel Wasser gefördert, dass diese Mengen in obere Regionen gelangt sind. Dort sorgt ihre schiere Masse für ein Ungleichgewicht, wodurch sich der Rotationspol in diesem Zeitraum um fast 80 Zentimeter verschoben hat. Insgesamt sollen etwa 2.150 Gigatonnen an Wasser dafür verantwortlich sein, die nach oben gepumpt wurden.

Der Rotationspol ist der Punkt, um den sich die Erde dreht. Er ist nicht zu verwechseln mit den geografischen und magnetischen Nord- und Südpolen.

Mögliche Folgen der Wasserverschiebung

Die konkrete Lage des Grundwassers innerhalb der Erde übt also einen direkten Einfluss auf den Rotationspol. Dabei sind die mittleren Regionen des Erdinneren von besonders großer Bedeutung – dort können die Mengen am stärksten wirken. Deren Förderung geschieht zudem nicht weltweit gleichmäßig: Im Untersuchungszeitraum wurden im Westen Nordamerikas sowie im Nordwesten Indiens die meisten Wasservorkommen gepumpt.

Auch spannend: Wie viel Wasser sollen wir am Tag trinken? Expertinnen und Experten legen mittlerweile eine ungewohnte Regel nahe.

Doch was bedeutet das für die Erdoberfläche? Für gewöhnlich würde sich der Rotationspol auch von selbst innerhalb eines Jahres um mehrere Meter verändern. Das zusätzliche Einwirken des Menschen durch die Wasserförderung sollte also noch keine allzu unmittelbaren Auswirkungen haben. Über einen sehr langen Zeitraum jedoch, gemessen auf der geologischen Zeitskala, könnte dies aber durchaus das Klima beeinflussen.

Was aber sehr wohl für den Menschen eine reale Gefahr ist: Das viele Wasser, das aus den Tiefen der Erde nach oben gelangt, kann unter anderem zu einer Erhöhung des Meeresspiegels führen, wie der federführende Wissenschaftler Ki-Won Seo in einem Begleitartikel sagt.

Quellen: „Drift of Earth’s Pole Confirms Groundwater Depletion as a Significant Contributor to Global Sea Level Rise 1993–2010“ (Geophysical Research Letters 2023), AGU

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