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Plötzlich hochbegabt? Dieser Mann wurde durch Kopfverletzung zum Mathe-Genie

Nach einem schrecklichen Erlebnis wandelte sich das Leben eines jungen Amerikaners abrupt. Seine Geschichte ist kein Einzelfall.

Mann steht vor einer Tafel mit mathematischen Formeln
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Wie hoch war Stephen Hawkings IQ tatsächlich? Wir sagen es dir

Astrophysiker Stephen Hawking gehört zu den intelligentesten Menschen unserer Zeit. Doch wie hoch war der IQ Hawking wirklich?

Am 13. September 2002 betrat Jason Padgett eine Karaokebar. Zu diesem Zeitpunkt wusste er noch nicht, dass diese Nacht sein Leben unwiderruflich ändern wurde. Zwölf Stunden später entwickelte er das Savant-Syndrom.

Savant-Syndrom durch Schlägerei entfacht

Irgendwann an diesem Abend griffen Padgett zwei Männer an. Durch die Attacke von hinten hatte er kaum Chance sich zu wehren. Es wurde auf seinen Hinterkopf eingeschlagen, später trat man ihn in den Bauchraum, Diagnose: schwere Gehirnerschütterung und eine Nierenverletzung.

Noch merkte Jason Padgett nicht, dass sich sein Leben hier für immer veränderte und sich das Savant-Syndrom allmählich entfaltete. Der College-Abbrecher war womöglich sogar froh darüber, mit den Verletzungen einige Schichten im Möbelhaus seines Vaters aussetzen zu können.

Nur wenige Stunden später, er hatte ein wenig Schlaf von der durchzechten Nacht nachgeholt, stellte er die ersten Veränderungen fest. Als er sich Hände und Gesicht waschen wollte, konnte er nicht aufhören, auf den Wasserstrahl zu starren. Die Form faszinierte ihn.

Faszination für Geometrie und Mathematik

Für Padgett selbst war das ein fremdartiges Verhalten. Doch er kam nicht umhin die ganzen Formen im Haus mit neuen Blickwinkeln zu betrachten. Überall erkannte er Muster, die ihm vorher verborgen geblieben sind.

Kurz darauf beendete er seinen Job im Möbelhaus und begann sich über Mathe und Physik zu belesen. Er verschlang jede Lektüre, die er in die Finger kriegen konnte. Immerhin hatte er durch das Savant-Syndrom eine plötzliche Begabung für die Fächer erhalten. Aber wie kann das sein?

Inselbegabungen im Autismus-Spektrum

Das Savant-Syndrom wurde erstmalig vom Neurologen John Langdon-Down benannt und lautete in der vollen Bezeichnung „idiot savant“, was so viel wie „gelehrter Idiot“ bedeutet. Bei „Idiot“ handelt es sich in diesen Zusammenhang um eine veraltete und natürlich äußerst problematische Bezeichnung für Behinderte. Heute nennt man das Savant-Syndrom auch Inselbegabung. Diese Begriffsneuprägung macht auch wesentlich greifbarer, worum es geht. Es handelt sich um eine Art „Hochbegabung“, jedoch nur in einem spezifischen Fachgebiet.

Auch für Padgett bedeutet das endlich ein Verstehen. Er war inzwischen tief in theoretisches Wissen über Mathe und Physik vorgedrungen. Als er sich eines Tages anschaute, wie ein Lichtstrahl an einem Auto brach, wurde ihm klar „jeder der Strahlen ist eine Repräsentation der Zahl Pi“. Kurz darauf begann er zu malen. Doch hierbei handelte es sich nicht um irgendwelche Zeichnungen, sondern um sogenannte Fraktale. Hierbei handelt es sich um Formen, wo das Ganze seinen Bestandteilen ähnelt. Diese Musterungen kennst du von Schneeflocken. Versuchst du eine solche Flocke nachzuzeichnen, wirst du erkennen, dass die Musterungen in der Schneeflocke die Form der Flocke selbst wiederholen. Padgett malte viele Schneeflocken und noch weit komplexere Formen.

Fraktale zu zeichnen ist keine leichte Aufgabe und selbst geübte Künstler*innen tun sich damit schwer. Weltweit gibt es nur wenige Personen, die dazu in der Lage sind. Und wieso ausgerechnet Padgett dazugehörte, erklärte sich der junge US-Amerikaner beim Fernsehen. Dort lief ein Beitrag zum Savant-Syndrom und ihm wurde sofort klar, dass das auf ihn zutrifft – zu 100 Prozent.

Ursache für das Phänomen unklar

Und er ist damit auch bei weitem nicht alleine auf der Welt. Insbesondere Personen mit Autismus können über das Savant-Syndrom verfügen. Häufig haben die Betroffenen einen unterdurchschnittlichen Intelligenzquotienten (IQ), aber sind in einem Teilgebiet überaus gehabt. Das müssen auch nicht nur Mathe und Physik sein. Focus zählt auch folgende Bereiche auf, in denen sich die Teilbegabung manifestieren kann:

  • absolutes Gehör
  • außergewöhnliches Langzeitgedächtnis
  • schnelles Erlernen von Sprachen
  • fotografisches Gedächtnis
  • mathematisches Talent
  • musikalisches Talent

Allerdings sind die genauen Beweggründe zur Entwicklung des Savant-Syndroms unklar. Auch Personen mit durchschnittlichem oder überdurchschnittlichem IQ können das Syndrom entwickeln, meistens sind es allerdings Personen mit Autismusspektrum. Auffällig ist auch, dass eher Männer als Frauen das Savant-Syndrom zeigen. Doch nicht jeder von ihnen hat es durch eine Prügelei „freigeschaltet“ wie im Fall von Padgett.

Testosteronvergiftung und Hirnschäden

Forschende debattieren, welche Faktoren für die Entstehung des Savant-Syndroms die realistischsten sind. So geht man auf der einen Seite davon aus, dass eine Testosteronvergiftung im Mutterleib die Hirnentwicklung beeinträchtigen könnte. Das würde auch erklären, warum wesentlich mehr Jungen und Männer betroffen sind.

Auf der anderen Seite könnte bereits eine Schädigung der Brücke zwischen linker und rechter Gehirnhälfte ausreichen. Die rechte Gehirnhälfte würde dann versuchen die Defizite der linken auszugleichen.

Ebenfalls denkbar ist ein Defekt der Filterfunktion des Gehirns. Damit wir nicht permanent reizüberflutet sind, filtert unser Gehirn die ganze Zeit nur die wichtigen Informationen für uns. Ist dieser Filter jedoch defekt, nimmt man alles war. Für den Kopf ist davon auch alles gleich wichtig. So könnte man ein absolutes Gehör und eine enorme Gedächtnisleistung erklären.

Savants sollen ihr Talent ausleben

Die meisten Inselbegabten kommen so zur Welt. Doch Fälle wie der von Padgett demonstrieren, dass sich das Savant-Syndrom auch mit der Zeit entwickeln kann. Sein Fall ähnelt dem von Orlando Serrell. Mit 10 Jahren bekam dieser einen Baseball an den Kopf. An diesen Moment sowie alle anderen Augenblicke seines Lebens kann er sich seitdem kristallklar erinnern.

Ist man betroffen, sollte man laut dem US-amerikanischen Psychiater Darold Treffert diese Talente auch ausleben – auch wenn sie erst einmal fremdartig erscheinen. Der Savants-Experte, der viele Betroffene bereits begleitet hat, weiß, dass das Ausleben der Begabungen für die Betroffenen auch einer Art Therapie gleichkommt.

Doch auch wenn es auf den ersten Blick erstrebenswert sein mag, über Nacht zum Genie zu werden, empfehlen wir dir dringend, dich von Schlägereien fernzuhalten. Womöglich schlummert in uns allen eine Inselbegabung, allerdings kann diese auch Schattenseiten hervorbringen. Padgett hat etwa eine krankhafte Angst vor Keimen entwickelt und wäscht sich nahezu pausenlos die Hände. Eine zeitlang studierte er, doch dann ging ihm das Geld aus. Rückgängig machen will er dennoch nichts, aber manchmal vermisst er sein altes Leben. Mehr dazu erzählt er in seinem Buch „Struck by Genius“🛒.

Quelle: Focus, Amazon

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