In Liebe und Beziehung wirken verschiedene Faktoren, um sich von dem jeweiligen Gegenüber angezogen zu fühlen. Dabei heißt es nicht selten, dass sich Gegensätze anziehen würden. Also: Gegensätzliche Wertvorstellungen oder voneinander abweichende Hobbys und Interessen. Nun ist man für eine neue Untersuchung dieser Vorstellung auf den Grund gegangen.
Liebe & Beziehung: Die Mär von den Gegensätzen stimmt nicht
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den USA haben sich diesen alten Mythos in Liebe und Beziehung vorgeknöpft. Für ihre neue Studie haben sie zunächst vorherige Arbeiten analysiert, in denen es um 22 Merkmale und Parameter bei Millionen von Partnerschaften ging. Diese tauchen in fast 200 Untersuchungen seit 1903 auf. Danach führte das Forschungsteam eine weitere Auswertung von 133 relevanten Markern von fast 80.000 Paaren durch.
Dabei zeigte sich, dass Pärchen zu einem sehr großen Teil über eine Vielzahl an Parametern miteinander übereinstimmten. Das betrifft unter anderem politische und religiöse Sichtweisen, den Bildungsgrad und einzelne Intelligenzkriterien. Starke Raucherinnen und Raucher oder Trinkerinnen und Trinker fanden ebenso untereinander zusammen wie Menschen, die abstinent leben.
Insgesamt sollen sich Partnerinnen und Partner bei mehr als 80 Prozent aller untersuchten Merkmale erstaunlich ähnlich sein. Im Detail soll der Wert zwischen 82 und 89 Prozent liegen. Und nur bei drei Prozent würde es substanzielle Unterschiede bei den Lebensgefährten geben.
Auch interessant: Es gibt nicht nur die sich anziehenden Gegensätze. Zum Beispiel ist man auch schon der Frage nachgegangen, ob Liebe auf den ersten Blick funktionieren kann.
Mythos von den Gegensätzen widerlegt – aber es gibt Ausnahmen
Trotz der überwältigenden Beweise, die für Gemeinsamkeiten in Liebe und Beziehung sprechen, gibt es dennoch Ausnahmen. Kriterien, bei denen man häufig Abweichungen feststellte, waren zum Beispiel Größe, Gewicht, medizinische Probleme und Charaktereigenschaften. Extrovertierte Personen hätten nicht eher dazu tendiert mit anderen Extrovertierten zusammenzukommen als mit Introvertierten.
Wenn sicher aber Gegensätze scheinbar doch anzogen, dann nur zu einem schwachen und mitunter ungewissen Grad. Dies soll bei Frühaufstehern und Nachteulen der Fall gewesen sein sowie bei Links- und Rechtshändern und Menschen, die sich eher um Dinge Sorgen machten als andere. Das solle ein Hinweis darauf sein, dass auch dann unbewusste Mechanismen greifen, selbst wenn man glaubt, die Freie Entscheidung zu haben.
Mögliche Langzeitkonsequenzen bei Übereinstimmungen
Paare mit vielen Gemeinsamkeiten werden begünstigt, wenn Personen in derselben Gegend aufwachsen, einen gemeinsamen engen Freundeskreis haben oder im Laufe der Zeit zusammen sich einander anpassen. Diese Dynamik in Liebe und Beziehung kann aber langfristige Folgen haben.
Wenn zum Beispiel nur große Menschen miteinander zusammenkommen und kleine mit ihresgleichen, dann könnte es in zukünftigen Generationen mehr Individuen an den jeweiligen Extremen geben. Und das soll auch für soziale Verhaltensweisen und andere Eigenschaften gelten. Außerdem gibt es einen Trend zu ähnlichen Bildungshintergründen, was eine sozioökonomische Spaltung vertiefen könnte.
Quelle: „Evidence of correlations between human partners based on systematic reviews and meta-analyses of 22 traits and UK Biobank analysis of 133 traits“ (Nature Human Behaviour 2023)
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