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Fußball: Torhüter-Gehirne funktionieren laut neuer Studie anders

Flinke Reflexe und ein möglichst überragendes Spielverständnis zeichnet Torhüter und Torhüterinnen im Fußball aus. Eine neue Studie zeigt nun auf, dass sie ihre Fähigkeiten auch einer überraschenden Quelle verdanken.

Torwart mit einer Glanzparade beim Fußball.
© Sergey Nivens - stock.adobe.com

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Die Welt liebt es, das Runde ins Eckige fliegen zu sehen. König Fußball sorgt vielerorts für Spaß und Leidenschaft, wenn sich die elf Leute auf dem Spielfeld spannende Partien liefern. Dabei kommt dem Torhüter oder der Torhüterin eine besondere Bedeutung zu als letzte Verteidigungsinstanz. Nun haben Forscherinnen und Forscher nachgeschaut, was in deren Köpfen vor sich geht – wortwörtlich.

Fußball: Das passiert in den Gehirnen von Torhütern

Für eine neue Studie zu Torhütern im Fußball hat sich ein Forschungsteam aus Dublin die kognitiven und wahrnehmungstechnischen Fähigkeiten der Athleten näher angeschaut. Denn auf der Position muss man „Tausende sehr schnelle Entscheidungen basierend auf begrenzten oder unvollständigen sensorischen Informationen treffen“, wie der federführende Master-Student Michael Quinn sagt – der übrigens selbst ein ehemaliger Profi-Fußballtorhüter ist.

Im Laufe ihrer Untersuchungen stellte die Forschungsgruppe dann fest, dass bei den teilgenommenen Torwärtern ein deutlich kleineres Zeitfenster vorlag, in dem im Gehirn die verschiedenen Sinneseindrücke zusammenkamen. Das wurde im Vergleich zu Leuten deutlich, die entweder auf den Außenpositionen spielten oder die überhaupt nichts mit dem Sport zu tun haben.

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Größere Tendenz zur Priorisierung verschiedener Signale

Zudem konnte man beobachten, dass die Personen im Tor stärker dazu tendierten, einzelne sensorische Signale von anderen zu separieren. Das könnte von der Notwendigkeit herrühren, schnelle Entscheidungen auf Basis akustischer und visueller Informationen zu treffen, die aber zu unterschiedlichen Zeitpunkten eintreffen.

Dr. David McGovern, ein Psychologe an der Dublin City University, nennt es in einem Begleitartikel beim Guardian eine „multisensorische Jagd“. Weil sie Informationen auf verschiedenen Wegen behandeln müssten, würden sich Torhüter und Torhüterinnen am ehesten nach dem Sinneseindruck richten, der ihnen die notwendigen Informationen am schnellsten liefert.

Zum Beispiel könnten sie sich nicht immer auf die visuelle Wahrnehmung verlassen. Oft genug könnten sie den Ball noch nicht einmal sehen, sondern müssten sich auf das Geräusch des Schusses verlassen, um abzuschätzen, wo er denn landen könnte.

Genaue Ursachen noch unklar

Für die zur Studie gehörigen Experimente rekrutierte man 60 Personen – professionelle Torhüter, Außenspieler sowie Fußball-Laien im ähnlichen Alterssegment. Alle durchliefen mehrere Tests, wobei man auf ihre Fähigkeit achtete, Geräusche und Blitzlichter voneinander zu separieren und welche Unterschiede sich bei den Gruppen ergaben. Auf die Weise konnten die Forscherinnen und Forscher die jeweiligen Zeitfenster zur Zusammenführung der Sinneseindrücke im Gehirn abschätzen.

Ob die Test-Ergebnisse der Torwärter das Resultat ihres intensiven Trainings ist oder ob es sich um natürliche Talente handelt, aufgrund derer junge Menschen eher zu dieser Position tendieren, ist aber noch nicht klar. Dazu braucht es weiterer Forschung.

Für die neue Studie untersuchte man nur männliche Sportler, allerdings arbeitet man bereits daran, eine solche auch für Torhüterinnen in die Wege zu leiten. Zudem hofft man, in Zukunft auch Wahrnehmungsunterschiede bei anderen spezialisierten Positionen wie Stürmerinnen und Stürmer oder in der Verteidigung zu erforschen.

Quelle: „Distinct profiles of multisensory processing between professional goalkeepers and outfield football players“ (Current Biology 2023), Guardian

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