Bei Bauarbeiten in Karlsruhe entdeckte man über 20 Skelette, die vermutlich zu einem bislang unbekannten jahrhundertealten Friedhof gehören. Der Fundort ist dabei höchst ungewöhnlich, meint ein Experte. Auch weitere Details an dem archäologischen Fund faszinieren den Forscher.
Archäologischer Fund: Unbekannter Friedhof ausgehoben
Eigentlich sollte am Hengstplatz im Stadtteil Durlach nur eine neue Tiefgarage entstehen. Doch dann stießen Bauarbeiter bei ihren Grabungen im November plötzlich auf immer mehr menschliche Skelette. Ihre Vielzahl an einem Ort lässt den Schluss zu, dass es sich bei diesem um einen Friedhof gehandelt haben muss.
Dabei ist gerade diese Erkenntnis eine echte Überraschung, bestätigt Dr. Folke Damminger vom Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg gegenüber der Tagesschau. „Ich konnte es nicht glauben“, betont er die Besonderheit des archäologischen Fundes. „Ich kenne Durlach ein bisschen und weiß, was man so zu erwarten hat und war irgendwie überrascht.“ Die Überraschung des Fachmanns rührt daher, dass alte Friedhöfe für gewöhnlich in historischen Stadtplänen oder Kirchenbüchern verzeichnet sind, was hier jedoch nicht der Fall war.
Auch spannend: Der archäologische Fund eines über 1.400 Jahre alten heidnischen Tempels in England verrät interessante Details zur Geschichte des Landes.
Wer waren die Toten?
Auch wenn historische Aufzeichnungen zu dem neu entdeckten Friedhof fehlen, lässt sich an dem archäologischen Fund so manches aufschlussreiche Detail ablesen. Wie Dr. Damminger bestätigt, handelt es sich um einen christlichen Friedhof. Dies lässt sich daran erkennen, dass die Toten in Einzelgräbern bestattet wurden und diese Richtung aufgehender Sonne nach Osten ausgerichtet sind.
Christliche Friedhöfe sind logischerweise primär in direkter Umgebung von Kirchen zu erwarten. Das stimmt für diesen Fundort jedoch nicht, heißt es bei der Tagesschau. Allerdings stand dort im 16. Jahrhundert ein Krankenhaus. Damminger geht deshalb davon aus, dass es sich bei den Toten um verstorbene Patientinnen und Patienten gehandelt haben muss.
Kinderskelett mit Totenkrone
Ein Verstorbener wurde, vermutlich von schwerer Krankheit, schon früh dahingerafft. In einem Grab fand man einen Kinderschädel über den sich eine grüne Spur wie ein Haarreif zieht. Seitlich sind noch die Überreste kleiner Perlen erhalten.
Wie Dr. Damminger annimmt, dürfte es sich dabei um die Überreste einer sogenannten Totenkrone handeln. Im 16. Jahrhundert war es ein zeremonieller Brauch bei Beerdigungen, verstorbenen Kindern geschmückte Metallkronen aufzusetzen, bevor diese ihre letzte Ruhe fanden. Im Laufe der Jahrhunderte ist das Material wahrscheinlich und hinterließ so eine grüne Spur auf dem Totenkopf.
In den nächsten Monaten sei noch mit weiteren archäologischen Funden vor Ort zu rechnen, da man bislang nur ein Drittel des Gebietes untersucht hat. Aktuelle Wetterbedingungen gestalten die Grabungen jedoch schwierig. Sie könnten aufgrund der Feiertage noch bis Ende Februar andauern. Es sei gut möglich, noch bis zu 70 weitere Skelette auf dem Friedhof zu entdecken.
Quelle: Tagesschau
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