Zwischen indigener Kultur und Jahrhunderten der europäischen Kolonialisierung ist die Geschichte Indonesiens vielseitig und aufregend. Doch nicht immer war sie positiv geprägt, wie neue Untersuchungen an einem archäologischen Fund eindringlich zeigen. Ein geheimnisvoller Totenschädel zeugt von einer blutigen Hinrichtung. Doch wer war die Tote? Forschende haben mehrere – teils übernatürliche – Theorien.
Archäologischer Fund: Geheimnisumwobener Totenschädel
Vor fast 90 Jahren entdeckten Archäologinnen und Archäologen auf der indonesischen Biak Insel einen menschlichen Schädel, der seitdem viele Fragen aufwirft. Eine neue Studie dürfte nun Licht ins Dunkle gebracht haben. Dafür analysierten Fachleute die Verletzungsspuren an dem Totenschädel mit höchstmoderner Digital- und Ultraviolett-Fotografie neu. Nun lautet ihre erschreckende Gewissheit: Die zwischen 26 und 42 Jahren alte Frau ist nicht unter natürlichen Umständen ums Leben gekommen.
„Mehrere Verletzungen durch scharfe Gewalteinwirkung wurden an den Frontal-, Temporal- und Okzipitalknochen des Schädels festgestellt“, heißt es in der Studie. All dies deutet darauf hin, dass der archäologische Fund eine Geschichte der Gewalt erzählt.
Es sei gut möglich, dass die Frau damals hingerichtet wurde, lässt Hauptautor Rizky Sugianto Putri das Portal Live Science wissen. „Die hinrichtungsähnlichen Wunden am Schädel deuten darauf hin, dass die Person kniete oder saß und sich nicht aktiv wehren konnte“, erläutert der forensische Anthropologe an der indonesischen Airlangga Universität. Doch auch wenn die Frage nach dem „wie“ nun geklärt ist, bleibt immer noch das „warum“ zu klären.
„Von Angesicht zu Angesicht“ mit einem antiken Tyrannen: Dieser archäologische Fund erzählt von einer wahren Schreckensherrschaft.
Sklavin oder vermeintliche Hexe?
Der archäologische Fund entstammt der Kolonialzeit der indonesischen Geschichte. Zwischen dem 16. und dem mittleren 20. Jahrhundert stand der Inselstaat unter europäischer Herrschaft, wobei die Niederlande die längste Zeit über das Gebiet herrschten. Viele der ureingeborenen Stämme wurden damals von brutalen Sklavenjagden heimgesucht.
Es sei gut möglich, dass die Frau bei einem solchen Beutezug getötet wurde, sagt Sugianto Putri. Jedoch lässt sich anhand der Spuren am Totenkopf nicht eindeutig bestimmen, ob sie in der Sklaverei starb oder einem Krieg zwischen oder innerhalb eines Stammes zum Opfer fiel.
Besonders beliebt bei solchen Sklavenjagden waren Zauberinnen, sogenannte „Mons“. Die Frage, ob die Verstorbene auch als eine solche Hexe angesehen wurde, bleibt jedoch unklar; ebenso wie die Identität ihrer Mörder. Wie Sugianto Putri erklärt, deuten die Spuren scharfer Gewalteinwirkung auf die Verwendung eines Parang hin. Diese Macheten-ähnliche Waffe war unter den Stämmen Papuas während der Kolonialzeit weitverbreitet.
Quellen: „Interpersonal violence in colonial era in Papua, Indonesia: A case study of trauma patterns of a Biak individual“ (International Journal of Osteoarcheology, September 2023); Live Science
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