Manche archäologische Funde erregen durch ihre Seltenheit oder Einzigartigkeit Aufsehen. Eine Forschungsgruppe hat jedoch kürzlich eine Entdeckung gemacht, die auf den ersten Blick nichts Besonderes in ihrer Häufigkeit zu sein scheint. Trotzdem bleibt die genaue Identität dieses Fundes rätselhaft.
Archäologischer Fund: Schon wieder ein römisches Dodekaeder
Wie unter anderem Vice berichtet, haben Forscherinnen und Forscher bereits zahlreiche sogenannte römische Dodekaeder in den vergangenen 300 Jahren ausgegraben – laut Live Science sind es mehr als 100 metallene Gegenstände, die diese markante Form mit zwölf Flächen aufweisen. Vor Kurzem kam es zu einem weiteren archäologischen Fund.
Eine Amateurforschungsgruppe fand das Objekt im englischen Dorf Norton Disney etwa 56 Kilometer südwestlich von Sheffield entfernt, wie es in einer Mitteilung heißt. Das Exemplar sei anders als viele andere ähnlicher Art vollständig erhalten und außerdem verhältnismäßig groß – andere Dodekaeder sind lediglich so groß wie ein Golfball. Für die Forscherinnen und Forscher ist es ein „signifikanter“ Fund.
Auch spannend: Das römische Reich ist ein spannendes Forschungsfeld, zu dem es schon zahlreiche Entdeckungen gab. Ein neuer archäologischer Fund deutet auf eine ungewöhnliche Botschaft hin.
Sinn und Zweck des Dodekaeders bleibt rätselhaft
Das neue Dodekaeder soll etwa 1.700 Jahre alt sein und wurde zusammen mit römischen Töpfereien aus dem 4. Jahrhundert entdeckt. Der genaue Kontext erschließt sich aber noch nicht. Und auch allgemein weiß die Wissenschaftsgemeinde immer noch nicht, was die Bedeutung der Dodekaeder überhaupt jemals war.
Denn weder gibt es Inschriften auf den Gegenständen selbst, noch konnte man bislang keine Hinweise auf sie in der römischen Literatur finden. Das lädt zu allerlei Theorien ein. Dazu gehören unter anderem eine religiöse oder kultische Nutzungsweise, aber auch Wahrsagen und Hexerei stehen im Raum. Aber auch als Spielsachen, Messgegenstände, Würfel oder Teile anderer Gegenstände könnten sie fungiert haben.
Da einige auch in Gräbern gefunden wurden, liegt eine Interpretation als magische Gegenstände nahe. Und da römische Gesetze Magie überwiegend verboten hatten, könnte das der Grund dafür sein, weshalb es keine Schrifterzeugnisse zu ihnen gibt.
In Rom kam es vor Kurzem zu einem bizarren archäologischen Fund. Für die Diagnose untersuchte man dabei auch uralten Urin.
Religiöse oder rituelle Nutzung am wahrscheinlichsten
Wirklich zufriedenstellend sind aber keine der Überlegungen. Zum Beispiel weisen die verschiedenen archäologischen Funde unterschiedliche Größen auf. Aufgrund des fehlenden Standards ist eine Nutzung als Messgegenstand höchst unwahrscheinlich. Sie weisen keine Abnutzungserscheinungen auf und waren deshalb vermutlich keine Werkzeuge.
Da man von einem beträchtlichem Herstellungsaufwand ausgeht, glaubt man, dass sie auch nicht für banale Tätigkeiten eingesetzt wurden. Deshalb gilt eine religiöse oder rituelle Verwendung naheliegend. Dazu passt zumindest, dass die römische Gesellschaft als sehr abergläubisch eingeschätzt wird. Das Ausgrabungsteam will nun herausfinden, ob man eine Verbindung mit örtlichen Religionspraktiken herstellen kann.
So sieht das neue Dodekaeder aus:
Quellen: Norton Disney History and Archaeology Group, Vice, Live Science, X/ndhags
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