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Archäologie: Werkzeug-Fund widerspricht Menschheitsgeschichte – so soll es wirklich abgelaufen sein

Nicht immer ist man sich in der Archäologie einig. Nun könnte eine neue Studie einem wichtigen Ereignis widersprechen.

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Die Archäologie hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Menschheitsgeschichte mithilfe von menschlichen Überresten oder Menschengemachtem (sogenannten Artefakten) zu rekonstruieren. Doch nicht immer ist man sich einig, wie diese Untersuchungen zeigen.

Archäologie: Über Revolution zunehmend uneins

In der menschlichen Evolutionsgeschichte gab es gleich mehrere Parallelstränge. Doch nur einer überlebte, expandierte über den gesamten Planeten und sorgt letztendlich für die heute von modernen Menschen bevölkerte Welt. Die Durchsetzung des einen Menschenstranges ist laut der Archäologie auf den Umgang mit Technologie zurückzuführen.

In Fachkreisen spricht man auch von der „Revolution“ dieser frühen modernen Menschen. Der Prozess soll gegenwärtigen Forschungserkenntnissen aus der Archäologie zufolge vor 50.000 bis 40.000 Jahren stattgefunden und so auch andere Entwicklungsstränge – wie etwa die Neandertaler – überholt und überboten haben.

Doch neue Untersuchungen legen nahe, dass die „Revolution“ gar nicht so plötzlich herbeigeführt wurde, wie man bisher annahm. Stattdessen soll etwas anderes passiert sein.

Rohmaterial Stein: Wie wird es genutzt?

Auf diese These weist zumindest eine neue Studie im Fachblatt Nature Communcations hin. Der Altertumsforscher und Archäologe Seiji Kadowaki untersuchte zusammen mit seinem Team die Produktivität antiker Bevölkerungsgruppen in der Werkzeugherstellung. Insgesamt schauten sie sich Artefakte von fünf verschiedenen Fundstätten in Jordanien an.

Ihnen ging es darum zu ermitteln, wie effizient die damaligen Menschen das Material Stein in ihren Waffen verarbeiteten. Gelang es bereits einen Stein besonders schmal zu schleifen – wie etwa bei der Herstellung von Pfeilen oder Speeren – ist das ein Zeichen für den technologischen Fortschritt dieser frühen Zivilisation.

Kadowaki erklärt in einem Interview mit Motherboard ein weiteres wichtiges Detail in diesem Zusammenhang: „Steinrohmaterial wie Feuerstein ist nicht überall. Es muss aus bestimmten Quellen beschafft werden. Ein sparsamerer Verbrauch von Steinrohmaterial senkt also die Kosten für die Rohstoffbeschaffung.“

Schrittweiser Umbruch statt plötzlicher Revolution

In einem komplexen Unterfangen erarbeiteten die Forschenden schließlich ein Klassifizierungssystem der verschiedenen Werkzeuge. Diese gibt es häufig in der Archäologie. Sie helfen dabei verschiedene Funde kulturell, historisch und mechanisch voneinander zu unterscheiden, wie der Fall des mysteriösen Wikinger-Schwerts aus Polen demonstriert.

Daraus ergab sich eine spannende Entdeckung, die eine grundlegende Annahme in der Archäologie ins Wanken bringt. Tatsächlich expandierte der moderne Mensch nicht nachdem die Werkzeugkunst maßgeblich verbessert wurde. Stattdessen handelt es sich um einen stufenweisen und vor allem parallel ablaufenden Prozess. Mit der Expansion entwickelte man also vor circa 50.000 Jahren neue Methoden, um schlanke und effiziente Werkzeuge herzustellen.

Andere Untersuchungen von Vorreitern untermauen die These von Kadowaki. Zudem – so der Forscher – gehen die Ergebnisse zwar auf Analysen jordanischer Fundstätten zurück. Doch das Team ist der Überzeugung, dass die stille und langsame Revolution für weitere wandernde Jäger und Sammler-Gruppierungen in Europa und Zentral-Nordasien gelten könnte.

Quelle: „Delayed increase in stone tool cutting-edge productivity at the Middle-Upper Paleolithic transition in southern Jordan“ (Nature Communications, Februar 2024) Motherboard (Vice)

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