Island erlebt zurzeit eine Debatte, die das ganze Land polarisiert. Die Ursache: Massenzucht von Lachsen vor der isländischen Küste. Doch das Ganze ist viel makaberer, als man zunächst denken mag. Inzwischen schalten sich auch diverse Promis ein.
Island erlebt Flut an „Zombielachsen“
Ein Bild aus Island geht um die Welt. Es zeigt einen lebendigen Lachs, dem man dieses Attribut lieber nicht zusprechen würde. Fleisch und Schuppen sind deformiert, der Körper zerfressen. Veiga Grétarsdóttir, Aktivistin und Fotografin dieses gequälten Wesens, bezeichnet es als „Zombielachs“.
Diese, mit dem Tod ringenden, Lachse findet man zurzeit haufenweise vor der Küste Islands. Laut eines Berichts des Spiegels wurden allein im Herbst 2023 innerhalb von nur wenigen Tagen rund eine Million dieser Lachse aus dem Meer vor Island gefischt.
Dahinter steckt jedoch keine Naturkatastrophe oder ähnlich. Wie so oft, ist der Mensch die Ursache des Leids. Die missgebildeten Fische entstammen den Fischfarmen, welche von zwei Großkonzernen verwaltet werden. Auf engstem Raum wird Bakterien, Parasiten und Krankheiten ein idealer Nährboden geboten, um die wehrlosen Kreaturen zu befallen.
Das könnte jedoch Auswirkungen auf ein komplettes Ökosystem haben. Denn immer häufiger entfliehen Exemplare aus überfüllten Zuchtnetzen in das offene Meer und gelangen so in das Revier des dort ansäßigen Wildlachs-Bestands.
Lesetipp: Vor kurzem wurden Parasiten in Dosenfisch gefunden. Das ist allerdings nicht unbedingt etwas schlechtes.
Es regt sich Widerstand
Diese Entwicklung geht nicht spurlos an der Bevölkerung Islands vorbei. Zwei Drittel der Bürgerinnen und Bürger sollen sich gegen die Fischzucht aussprechen. So kam es auch schon zu mehreren Demonstrationen in der Hauptstadt Reykjavík. Unter den Kritiker*innen finden sich durchaus auch prominente Namen.
Allen voran ist hier die bekannte isländische Sängerin Björk zu nennen, welche gemeinsam mit der spanischen Sängerin Rosalía ein Lied für den Lachs veröffentlicht hat. Die Einnahmen aus der Veröffentlichung werden den Aktivisten in Island gespendet, wie The Guardian berichtet.
Auch der Gründer der amerikanischen Bekleidungsmarke „Patagonia“, Yvon Chouinard, wurde in Island vorstellig, um den Präsidenten persönlich davon zu überzeugen, das Problem in die Hand zu nehmen. Bisher jedoch erfolglos, denn obwohl Island im internationalen Vergleich der Fischindustrie selbst nur eine kleine Rolle spielt, wirft die Industrie Millionengewinne ab.
Quelle: Spiegel, The Guardian
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