Ein archäologischer Fund Forschender der Universität São Paulo fordert derzeit bisherige Überzeugungen über die antike Bevölkerung der Küste von Santa Catarina. Ihre Untersuchungen am Standort Galheta IV in der Nähe von Laguna zeigen, dass die Erbauer*innen der Sambaquis nicht von den Vorfahr*innen der Southern Jê verdrängt worden sein können. Der Befund widerspricht damit früheren Theorien, die eine kulturelle Ersetzung suggerierten.
Archäologischer Fund schreibt Geschichte neu
Die Sambaqui-Hügel, die für Bestattungen und als territoriale Markierungen verwendet wurden, bestehen aus Schalenabfällen, menschlichen und tierischen Knochen sowie antiken Geräten. Die Analyse dieser Stätten zeigt, dass ihre Erbauer*innen eine langfristige Präsenz in der Region hatten, dort kontinuierlich von Geburt an lebten und ihr Land erbten.
Die Forschenden fanden minimale Interaktionen zwischen den Sambaqui-Erbauer*innen und den Proto-Jê-Gruppen, mit deutlichen Unterschieden in ihrer Keramik und Bestattungspraktiken. Das deute darauf hin, dass jede Gruppe ihre kulturelle Identität und Traditionen trotz räumlicher Nähe beibehielt. Die Studie zeigte basierend auf Isotopenanalysen, dass Fisch und Meeresfrüchte einen bedeutenden Einfluss auf die Ernährung der Sambaquis hatten und 60 Prozent ihrer Nahrungsaufnahme ausmachten.
Archäologische Funde legten auch ungewöhnliche Tierreste offen, darunter Knochen von Meeresvögeln und Säugetieren. „Diese Tiere gehörten nicht zu ihrer täglichen Nahrung, sondern wurden saisonal während ihrer Wanderschaft verzehrt oder möglicherweise an der Stätte gehalten“, erklärte Jéssica Mendes Cardoso, Erstautorin des Artikels. „Wahrscheinlich waren sie Teil ihrer Bestattungsriten, da niemand an diesem Ort lebte. Der Ort war eine Begräbnisstätte.“
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„Ein neuer Ausdruck menschlicher Materialität“
Die Neudatierung des Standorts habe ergeben, dass er viel früher aktiv gewesen sein müsse als bisher angenommen – vor 500 bis 1.300 Jahren. Frühere Schätzungen hatten die Nutzung der Stätte vor 900 bis 1.170 Jahren datiert. Die Keramikanalyse zeigte weiter, dass sich die Küstenkeramik erheblich im Stil von der im Hochland gefundenen unterschied. Das wiederum deute auf umfangreichere Küsteninteraktionen statt Einfluss aus dem Inneren hin.
„Wir entdecken einen neuen Ausdruck menschlicher Materialität an der Küste vor etwa 1.000 Jahren in Form der Ersetzung von Sambaquis durch Stätten ohne Muschelschalen, aber mit Keramik“, sagt André Strauss, Professor am Museu de Arqueologia e Etnologia da Universidade de São Paulo (MAE-USP) und Mitautor des Artikels. Der archäologische Fund stelle eine Art Rosetta-Stein dar, der helfen könne, diese Zusammenhänge zu verstehen.
Quellen: „Late shellmound occupation in southern Brazil: A multi-proxy study of the Galheta IV archaeological site“ (PLOS ONE, 2024); Fundação de Amparo à Pesquisa do Estado de São Paulo
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