Veröffentlicht inScience

Unter der Arktis: Forscher machen faszinierenden Tiefsee-Fund

In der Tiefsee unter der Antarktis haben Forschende ein riesiges hydrothermales Quellenfeld entdeckt. Doch welche Geheimnisse birgt es?

Höhle in der Tiefsee
© Nordiah - stock.adobe.com

Klimawandel: Die Auswirkungen auf Natur und Gesellschaft

Der menschengemachte Klimawandel verändert unsere Welt mit vielfältigen Folgen. Welche Bereiche sind akut betroffen?

In einer Tiefe von mehr als 3.000 Metern vor Spitzbergen entdeckten Forschende ein Feld hydrothermaler Quellen entlang des bisher unscheinbaren Knipovich-Rückens. Das in der arktischen Tiefsee liegende Jøtul-Feld, benannt nach den Riesen der nordischen Mythologie, offenbart dynamische Prozesse unter der Erdkruste.

Rohrartige Schlote in der Tiefsee

Vulkanische Aktivität unter dem Meeresboden erwärmt das Wasser und schafft warme Oasen in der Tiefsee, in denen Leben gedeihen kann. Das Jøtul-Feld erstreckt sich über mindestens einen Kilometer Länge und 200 Meter Breite. „Wasser dringt in den Ozeanboden ein und wird vom Magma aufgeheizt“, erklärte Professor Gerhard Bohrmann vom Zentrum für Marine Umweltwissenschaften der Universität Bremen (MARUM) und Fahrtleiter der Expedition der MARIA S. MERIAN (MSM109). „Das überhitzte Wasser steigt durch Risse und Spalten aufwärts zurück zum Meeresboden.“

Das so erhitzte und mit Mineralien angereicherte Wasser steige anschließend durch Risse auf. „Durch rohrartige Schlote, sogenannte Schwarze Raucher, treten die Fluide oft am Meeresboden wieder aus und führen zur weiteren Ausfällung von metallreichen Mineralien“, so Bohrmann. Gemeinsam mit weiteren Kolleginnen und Kollegen veröffentlichte der Wissenschaftler die Ergebnisse der Forschung im Fachjournal Scientific Reports.

Hydrothermale Quellenfelder in der Tiefsee bieten einzigartige Lebensräume. Die Umgebungen sind dauerhaft dunkel, eiskalt und stehen unter immensem Druck. Dennoch gedeiht dort das Leben. Grund dafür ist die sogenannte Chemosynthese, bei der chemische Reaktionen anstelle von Sonnenlicht zur Energiegewinnung genutzt werden. Das Ökosystem gibt Aufschluss darüber, wie Leben auf anderen Welten mit ähnlichen extremen Bedingungen entstehen könnte.

Auch interessant: Forscher ratlos: Unheimliche Öffnungen im Eis der Antarktis nicht endgültig erklärt

„Auch klimarelevant“

Das Jøtul-Feld befindet sich an der Grenze zwischen zwei tektonischen Platten entlang eines langsam spreizenden Rückens. Diese Entdeckung schließt eine entscheidende Lücke im hydrothermalen Layout des norwegisch-grönländischen Meeres. Forschende hatten hydrothermale Aktivität entlang der meisten Rücken nördlich von Island festgestellt, aber der Knipovich-Rücken blieb bisher eine Ausnahme.

„Das Jøtul-Feld ist nicht nur durch seine Lage im Ozean ein wissenschaftlich interessanter Fund, sondern auch klimarelevant, da wir in den Proben der Fluide unter anderem sehr hohe Methan-Konzentrationen nachweisen konnten.“

Professor Gerhard Bohrmann

Das Team nutzte das MARUM-QUEST-Tauchfahrzeug, um den Rücken in der Tiefsee zu erkunden. Die Forschenden entdeckten sowohl erloschene als auch aktive hydrothermale Quellen sowie vulkanische Wärme, die ins Wasser sickert. Das Jøtul-Feld verbindet die hydrothermalen Systeme von Lokis Schloss und dem Aurora-Hydrothermalfeld und erweitert unser Verständnis der Verteilung von chemosynthetischen Faunengemeinschaften.

Quellen: Universität Bremen; „Discovery of the first hydrothermal field along the 500-km-long Knipovich Ridge offshore Svalbard (the Jøtul field)“ (Scientific Reports, 2024)

Seit dem 24. Februar 2022 herrscht Krieg in der Ukraine. Hier kannst du den Betroffenen helfen.

Du willst mehr von uns lesen? Folge uns auf Google News.