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Archäologischer Fund: Forscher entschlüsseln 4.000 Jahre alte Todes-Warnung

Die alten Tontafeln aus dem ehemaligen Mesopotamien befinden sich bereits seit 1892 im Besitz eines Londoner Museums. Doch erst jetzt konnten Forschende ihre Botschaft entschlüsseln.

Eine Tafel mit Keilschrift.
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Uralte Schriften und Hieroglyphen stellen bei ihrer Entdeckung regelmäßig Forscher*innen weltweit vor große Rätsel, wenn ein solcher archäologischer Fund auftaucht. Oft braucht es Jahrzehnte, um die mysteriösen Zeichen zu deuten. Im Fall einer 4.000 Jahre alten Tontafel aus dem ursprünglichen Mesopotamien ist Archäolog*innen nun aber ein Durchbruch gelungen – nach über einhundert Jahren.

Hundertjähriger archäologischer Fund entziffert

Die Tontafeln aus dem archäologischen Fund lagern derzeit im British Museum in London. Darauf zu sehen ist eine Botschaft in der sumerischen Keilschrift. Diese gilt neben den ägyptischen Hieroglyphen als die älteste bekannte Schrift der Welt und entstand etwa um 3.300 vor Christus.

Nun gelang es Forschenden erstmals diese Botschaft zu übersetzen. Dabei soll es wohl um eine drohende Mondfinsternis gehen, das von den Einwohnern Mesopotamiens als schlechtes Omen gewertet wird. Tod, Zerstörung, Seuchen: Das sollen die verhängnisvollen Folgen des Naturereignis sein, verspricht der archäologische Fund.

Die insgesamt vier Tontafeln, die im heutigen Irak entdeckt wurden, „sind die ältesten bisher entdeckten Beispiele von Kompendien mit Vorzeichen für Mondfinsternisse“, schrieben Andrew George, Professor für Babylonische Philologie an der Universität London, und Junko Taniguchi, eine unabhängige Forscherin, in einem kürzlich im Journal of Cuneiform Studies veröffentlichten Artikel.

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Himmelsereignisse als Zeichen der Götter

So besagt die Tafel unter anderem, dass, falls „eine Sonnenfinsternis von ihrem Zentrum aus auf einmal verdunkelt und auf einmal aufhellt: Ein König sterben wird, Zerstörung von Elam.“ Elam war ein Gebiet in Mesopotamien, das im Zentrum des heutigen Iran lag. Sollte die Sonnenfinsternis hingegen im Süden ihren Anfang finden, würde das den „Untergang von Subartu und Akkad“ bedeuten und bei einer solchen während der Abendwache drohe ein Ausbruch der Pest, so der archäologische Fund.

„Der Ursprung einiger Omen könnte in tatsächlichen Erfahrungen liegen – der Beobachtung eines Omens, gefolgt von einer Katastrophe“, erklärte George in einer Antwort an Live Science. Anhand von Himmelsereignissen wollten die Gelehrten des alten Mesopotamiens die Zukunft vorhersagen.

So glaubten sie etwa daran, dass „Ereignisse am Himmel verschlüsselte Zeichen waren, die die Götter dort platziert hatten, um vor den Zukunftsaussichten der Menschen auf der Erde zu warnen“, schrieben George und Taniguchi in ihrem Artikel. „Diejenigen, die den König berieten, beobachteten den Nachthimmel und glichen ihre Beobachtungen mit dem akademischen Korpus der Texte über himmlische Omen ab.“

Über 500.000 Texte in Keilschrift

Die Forschenden unserer Zeit gehen davon aus, dass die Tontafeln aus Sippar stammen, eine florierende Stadt Mesopotamiens im heutigen Irak. Zwar gelangen diese schon ab 1892 in den Besitz des British Museum, doch gelang erst jetzt eine Übersetzung der Schrift. Insgesamt sollen sich durch internationale archäologische Funde mehr als 500.000 Texte in Keilschrift in den Sammlungen der Museen weltweit befinden.

Quelle: „Old Babylonian Lunar-Eclipse Omen Tablets in the British Museum“ (2024, Journal of Cuneiform Studies); Live Science

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