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Antarktis: Studie zeigt verheerende Ereignisse – „nichts kann sie aufhalten oder bremsen“

Forschende fordern in einer Studie dringende Emissionskürzungen, um irreversible Schäden zu verhindern, darunter den möglichen Zusammenbruch der antarktischen Eisdecke bis 2300.

Mit Schnee und Eis bedecktes Gebirge in der Antarktis.
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Grönlands Eis enthüllt vermutlich Unglaubliches: Hinweis auf uralten, massiven Meteoritenabsturz

Erst im November war ein riesenhafter Krater im grönländischen Eis gefunden worden. Nun gilt der Polarregion ein weiteres Mal die Aufmerksamkeit. Leider auch wegen des Klimawandels.

Der Eisverlust in der Antarktis aufgrund der zunehmenden globalen Erwärmung bereitet Forscher*innen schon seit mehreren Jahrzehnten große Sorgen. Immer wieder wurde durch Modelle und Analysen versucht, festzustellen, wie dramatisch die Auswirkungen wirklich sind. Doch viele Studien gehen nicht über das Jahr 2100 hinaus. Ein internationales Forschungsteam hat sich nun zum Ziel gesetzt, dies zu ändern.

Zukunft der Antarktis bis 2300

Die Wissenschaftler*innen liefern die erste klare Prognose, wie der Kohlendioxid-Ausstoß in den nächsten 300 Jahren zum Rückgang des Eises in der Antarktis führen könnte. Dies sei enorm wichtig für die Zukunft der Antarktis. Denn „wenn man mit Politikern und Interessenvertretern über den Anstieg des Meeresspiegels spricht, konzentrieren sie sich meist darauf, was bis 2100 passieren wird. Darüber hinaus gibt es nur sehr wenige Studien“, sagt Hélène Seroussi, Erstautorin der Studie und außerordentliche Professorin an der Thayer School of Engineering in Dartmouth.

An der vom Dartmouth College geleiteten Studie waren mehr als fünfzig Klimaforscher*innen aus aller Welt beteiligt. Ihre Ergebnisse veröffentlichten sie vor wenigen Tagen im Fachjournal Earth’s Future. Dafür kombinierten sie Daten aus sechzehn Eisschildmodellen und stellten fest, dass alle darin übereinstimmen, dass der Eisverlust in der Antarktis bis zum Ende des 21. Jahrhunderts zunehmen wird. Allerdings nur allmählich, und zwar selbst bei den derzeitigen Kohlendioxid-Emissionen.

Doch die Forscher*innen fanden auch heraus, dass die bis dahin relative Beständigkeit das antarktischen Eises nach 2100 rapide abnimmt. „Während die aktuellen Kohlendioxidemissionen nur einen geringen Einfluss auf die Modellprognosen für dieses Jahrhundert haben, wird der Unterschied zwischen den Auswirkungen von Szenarien mit hohen und niedrigen Emissionen auf den Meeresspiegelanstieg nach 2100 deutlich größer“, so Mathieu Morlighem, Professor für Geowissenschaften in Dartmouth und Co-Autor der Studie.

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Fast vollständiger Zusammenbruch des antarktischen Eisschildes

Die Modelle sagen voraus, dass bei den derzeitigen Emissionen das Eis in den meisten westlichen Becken der Antarktis dann schnell zurückgehen wird. Bis 2200 könnten die schmelzenden Gletscher den globalen Meeresspiegel um bis zu 1,6 Meter ansteigen lassen. Einige der numerischen Experimente des Teams prognostizierten einen fast vollständigen Zusammenbruch des antarktischen Eisschildes bis 2300.

„Alle Modelle stimmen darin überein, dass diese großen Veränderungen, wenn sie erst einmal eingeleitet sind, nichts aufhalten oder bremsen kann. Mehrere Becken in der Westantarktis könnten vor 2200 einen vollständigen Zusammenbruch erleben“, erklärt Seroussi .

Die Wissenschaftlerin fügt hinzu: „Der genaue Zeitpunkt solcher Zusammenbrüche ist noch unbekannt und hängt von zukünftigen Treibhausgasemissionen ab. Daher müssen wir schnell genug reagieren, um die Emissionen zu reduzieren, bevor die großen Becken der Antarktis verloren gehen.“ Auch Morlighem mahnt: „Diese Ergebnisse bestätigen, dass es entscheidend ist, die Kohlendioxidemissionen jetzt zu senken, um zukünftige Generationen zu schützen.“

Quellen: Phys.Org, „Evolution of the Antarctic Ice Sheet Over the Next Three Centuries From an ISMIP6 Model Ensemble“ (Earth’s Future 2024)

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