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In der Ostsee: Geheime Operation russischer Schattenflotte enthüllt

Russlands Schattenflotte in der Ostsee besteht aus älteren, oft schlecht gewarteten Tankern, die zur Umgehung von Sanktionen eingesetzt werden. Sie könnten jedoch noch einem weiteren Zweck dienen.

Schiffe im Nebel
© Thitiyakorn - stock.adobe.com [M]

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Seit Ende 2023 schon kommt es in der Ostsee vermehrt zu GPS-Störungen, die sowohl die Schiff- als auch die Luftfahrt beeinträchtigen. Sie reichen teils bis nach Mecklenburg-Vorpommern und sogar Brandenburg und lassen sich auf sogenanntes GPS-Jamming zurückführen, also eine absichtliche Störung oder Blockierung von GPS-Signalen durch Funksignale. Bislang vermuteten Expertinnen und Experten eine stationäre Quelle der Störsignale im russischen Kaliningrad. Neue Untersuchungen verweisen jedoch auf eine andere Möglichkeit.

Ostsee: Störungen haben keine stationäre Quelle

Eine polnische Forschungsgruppe hat herausgefunden, dass die GPS-Störungen in der Ostsee vermutlich von fahrenden Schiffen stammen – nicht von einer festen Station an Land. Ihre Analysen weisen darauf hin, dass diese Schiffe leistungsstarke Störsender nutzen, was die wechselnden Störmuster erklären könnte. Das passt zu früheren Berichten über Russlands sogenannte Schattenflotte, die angeblich mit starker Funktechnik ausgestattet ist, um Ortungssysteme auszutricksen.

Um die Störungen zu untersuchen, installierten die Forschenden einen Global Navigation Satellite System (GNSS)-Sensor an der Maritimen Universität Gdynia, rund 120 Kilometer östlich von Kaliningrad. Der Sensor konnte GPS-Signale bis zu 37 Kilometer aufs Meer hinaus erfassen – genug, um Störungen in der Danziger Bucht zu messen, aber nicht auf den Hauptschifffahrtsrouten weiter draußen in der Ostsee. In den sechs Monaten der Untersuchung zeichnete er insgesamt 84 Stunden Störungen auf, allein im Oktober waren es 29 Stunden.

„Der Sensor sammelt Rohsignaldaten und ermöglicht so eine umfassende Analyse von Jamming, Spoofing und anderen Anomalien, die die GNSS-Leistung beeinträchtigen“, erklärte das polnische Softwareunternehmen GPSPATRON in einer Pressemitteilung. Zur Untersuchung der Störungen in der Ostsee arbeitete der Anbieter für Lösungen zur Erkennung und Abwehr von GPS-Spoofing und Signalstörungen eng mit dem Forschungsteam der Universität Gdynia zusammen.

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Gezielte Behinderung der Navigation

Die Störungen hielten bis zu sieben Stunden an und führten zu Positionsfehlern von bis zu 30 Metern – genug, um die Navigation in engen Fahrwassern zu erschweren. Bis September waren mehrere Satellitensysteme betroffen: GPS, GLONASS, BeiDou und Galileo. Ab Oktober änderte sich das Muster, und es traten Mehrfrequenzstörungen auf, was darauf hindeutet, dass eine neue Technik im Spiel war.

„Die GP-Probe streamt kontinuierlich Daten, während GP-Cloud fortschrittliche Algorithmen anwendet, um Störungen zu erkennen, ihre Auswirkungen zu messen und detaillierte Berichte zu erstellen“, so GPSPATRON weiter. Hauptziel der Kooperation sei es gewesen, „das Auftreten, die Muster und die potenziellen Quellen von GNSS-Störungen zu charakterisieren, die die bodennahe Infrastruktur beeinträchtigen“.

Ein Netz aus landgestützten Sensoren, könnte dabei helfen, die Störquellen genauer zu lokalisieren. So könnten verdächtige Schiffe identifiziert und gezielt überwacht werden. Das Problem führt jedoch noch weiter. Denn selbst wenn die konkreten Störquellen identifiziert würden, wären Behörden nicht automatisch dazu in der Lage, Maßnahmen zu ergreifen.

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Russlands Schattenflotte

Es gibt Hinweise darauf, dass Schiffe der russischen Schattenflotte dahinterstecken könnten. Diese Schiffe sollen oft mit spezieller Funktechnik ausgestattet sein, um sich vor Ortung zu schützen. Die Tatsache, dass sie GNSS-Signale in der Ostsee stören, könnte darauf hindeuten, dass sie sich absichtlich gegen Überwachung absichern wollen.

Russlands Schattenflotte besteht aus Schiffen, die gezielt genutzt werden, um Sanktionen zu umgehen, geheime Militärtransporte durchzuführen oder Überwachungsmaßnahmen zu erschweren. Eine rechtliche Verfolgung ist kaum möglich, da die Schiffe unter der Flagge von Drittstaaten fahren und sich meist in internationalen Gewässern bewegen. Nationale Behörden haben dort keine direkte Handhabe, und eindeutige Beweise für gezielte GPS-Störungen sind schwer zu erbringen.

Selbst wenn verdächtige Schiffe identifiziert würden, bliebe unklar, wie sie zur Verantwortung gezogen werden könnten – zumal Russland jede Beteiligung bestreitet und diplomatische Gegenmaßnahmen blockieren könnte.

Quelle: GPSPATRON

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