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Archäologischer Fund in England: Hobby-Forscher graben „Göttin“ aus

Einmal ein Stück Weltgeschichte ausgraben und als erster in den Händen halten – davon dürften wahrscheinlich einige Geschichtsinteressierte träumen. Einem Ehepaar aus England ist dies nun gelungen.

Zwei Archäolog*innen bei der Arbeit. (KI-generiertes Symbolbild)
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Die 5 wichtigsten archäologischen Funde aller Zeiten

Jahrtausende menschlicher Kultur bringen auch nach langer Zeit immer wieder erstaunliche Erkenntnisse hervor.Wir zeigen dir die fünf wichtigsten archäologischen Funde aller Zeiten.

Dass archäologische Funde noch richtig romantisch sein können, zeigt aktuell ein Beispiel vom Hadrianswall in Nordengland. Dort hat ein Ehepaar, das seine Freizeit gerne als Hobby-Forscher*innen verbringt, bei Grabungen im römischen Fort Vindolanda ein kunstvoll gearbeitetes Relief entdeckt. Es zeigt die geflügelte Siegesgöttin Victoria – ein Symbol für Triumph und Hoffnung in Zeiten des Krieges. Dabei sorgt der Fund nicht nur bei dem Pärchen selbst für Begeisterung.

Archäologischer Fund als Freizeitbeschäftigung

Jim und Dilys Quinlan, ein Ehepaar aus Merseyside in England, helfen bereits seit über 20 Jahren bei Ausgrabungen in Vindolanda mit. „Wir haben im Laufe der Jahre den Großteil unseres Jahresurlaubs in Vindolanda verbracht. Für uns als erfahrene Goldgräber ist es zweifellos das Schönste, was wir je gemacht haben, und vor allem ist es etwas, das wir als Paar tun“, erklärte Dilys Quinlan gegenüber dem Guardian. Bei der Freilegung von Schutt über einer ehemaligen Infanteriekaserne stießen sie nun also auf das Relief. Der archäologische Fund wird dabei als einer der bedeutendsten der letzten Jahre in römischem Britannien gewertet.

Das rund 47 Zentimeter hohe Relief zeigt die Göttin Victoria, das römische Pendant zur griechischen Nike. Sie galt im Römischen Reich als Personifikation des Sieges und wurde besonders nach kriegerischen Konflikten verehrt. „Funde wie dieser sind heutzutage im römischen Britannien immer seltener geworden“, betonte Dr. Andrew Birley, Leiter der Ausgrabungen in Vindolanda, in einer Pressemitteilung. Das Relief stammt vermutlich aus der Zeit um 213 nach Christus, unmittelbar nach den Severischen Kriegen – eine Zeit politischer und militärischer Umbrüche in Britannien.

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Weitere Analysen folgen

Die Quinlans konnten den archäologischen Fund aus einer ehemaligen Zierstruktur bergen, die einst das Tor zu den Kasernen schmückte. Expert*innen vermuten derweil, dass das Relief ursprünglich farbig bemalt war und Teil eines größeren Gedenkmonuments war. Das Relief der Siegesgöttin Victoria soll ab Anfang 2026 in einer Ausstellung über neue Entdeckungen im Vindolanda-Museum öffentlich zu sehen sein.

Bis dahin wird der archäologische Fund aber noch eingehend untersucht: „Es ist sehr wahrscheinlich, dass dieser Stein ursprünglich bunt bemalt war. Wir werden gemeinsam mit unseren Spezialisten prüfen, ob noch Pigmentspuren vorhanden sind. Daher wird das Relief vorerst ungewaschen für weitere Analysen aufbewahrt“, erklärte Kuratorin Barbara Birley in der Mitteilung.

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„Was will man mehr?“

Dr. Birley hob hervor, wie sehr solche Funde das Engagement der Freiwilligen würdigen. „Dass unsere Freiwilligen solche Dinge finden, ist einfach mehr als wunderbar, weil sie so viel Arbeit und Hingabe in die Ausgrabungsstätte gesteckt haben. Es ist ein Gefühl spürbarer Aufregung, wenn man das zweitausendste Stück römischen Schutts umdreht und auf der anderen Seite das Gesicht einer Göttin sieht“, sagte er dem Guardian. Wer in Vindolanda ausgräbt, schreibt laut Birley aktiv an der Geschichte der britischen Archäologie mit.

„Archäologie ist für uns ein wirklich tolles Hobby. Wir fühlen uns als Teil der Vindolanda-Familie und leisten unseren kleinen Beitrag zur Erweiterung des Wissens über das Leben an der Grenze. Aber was noch wichtiger ist: Wir sind Teil von etwas, das größer ist als wir selbst“, erklärt auch Dilys Quinlan. Für die beiden ist der archäologische Fund so oder so eine besondere Belohnung für zwei Jahrzehnte ehrenamtlicher Arbeit. „Es ist die beste Form der Entspannung, die wir kennen. Wir essen gut, schlafen gut, sind in guter Gesellschaft und lernen immer etwas Neues dazu. Was will man mehr?“, schwärmt Dilys Quinlan weiter von ihrer Arbeit als Hobby-Archäologin.

Quellen: The Guardian, The Vindolanda Trust

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