Die Corona-Pandemie hat die Aufmerksamkeit erneut auf Zoonosen gelenkt. Dabei geht es nicht nur um solche, die von Wildtieren oder exotischen Tieren stammen, sondern auch von vertrauteren Quellen. Haustiere, Tiere in städtischen Umgebungen und sogar Schädlinge können Träger von gefährlichen Krankheitserregern sein, die von Tieren auf Menschen überspringen können. Die fortschreitende Urbanisierung und Klimaveränderungen erhöhen das Risiko.
Haustiere: Studie prüft Zoonose-Risiko
Im Rahmen einer detaillierten Studie in Science Translational Medicine betonen die Krankheitsökologin Amandine Gamble und ihr Team, dass gewöhnliche Haustiere und städtische Streuner eine Quelle für Zoonosen sein können. Diese unterscheide sich jedoch von jenen, die von wilden Kreaturen oder Nutztieren verbreitet werden.
Dieses Risiko, obwohl möglicherweise geringer und seltener, ist besonders problematisch angesichts der engen Nähe dieser Tiere zum Menschen. Das Team erklärt, dass diese Tiere die Evolution von zoonotischen Krankheitserregern erleichtern können und oft als Brücke für diese Krankheitserreger zwischen den Arten dienen.
Die Definition von Zoonosen ist breiter als jene Krankheiten, die weit verbreitete Epidemien oder Pandemien verursachen. Sie umfasst jede Infektion, die von Tieren auf Menschen übergeht. Die Überwachung dieser Krankheiten ist jedoch kompliziert. Viele Infektionen, die von Haustieren auf Menschen übergehen, werden wahrscheinlich unterschätzt oder nicht erkannt, weil es an ausreichender Überwachung oder Verständnis für das Übertragungspotenzial verschiedener Tiere fehlt.
Diese Tiere wurden untersucht
Die Forschenden heben mehrere Krankheitserreger hervor, die von Haustieren auf Menschen übertragbar sind. Dazu gehört Chlamydia psittaci von Haustierpapageien und Salmonellen von Hühnern aus dem Hinterhof. Sie konzentrieren sich jedoch auch auf weniger typische Quellen für Zoonosen in städtischen Umgebungen, wie Fledermäuse und Pferde. Einen besonderen Schwerpunkt legen sie auf Hunde und Katzen, insbesondere solche, die frei herumlaufen oder verwildert sind.
Ein überraschendes Beispiel ist die Rolle von Katzen in der Übertragungskette der Pest, die durch das Bakterium Yersinia pestis verursacht wird. Während Ratten die historischen Träger sind, sind freilaufende und verwilderte Katzen zunehmend beteiligt, da sie auf kleine Säugetiere jagen, die das Bakterium tragen.
Neue Strategien benötigt
Diese komplexe Angelegenheit geht über die direkte Übertragung von Haustier zu Mensch hinaus. Der Klimawandel verändert die Interaktionen zwischen den Arten und macht verschiedene Tiere, einschließlich Vögel, zu potenziellen Trägern für Krankheiten wie die durch Zecken übertragene Lyme-Borreliose. Jüngste Vorfälle, wie der Nachweis von pathogenen Vogelgrippeviren bei Haustierkatzen in Polen, unterstreichen die sich entwickelnde Natur der zoonotischen Krankheitsübertragung. Die Quelle dieser Infektionen bleibt oft unklar und erhöht die Besorgnis unter den Gesundheitsfachleuten.
Gamble und ihre Kollegen betonen die Notwendigkeit eines umfassenden Verständnisses und einer Überwachung der vielfältigen Tierpopulationen, die zu zoonotischen Überschneidungen beitragen können. Sie treten für verbesserte Überwachungsprogramme ein, die Veränderungen in der Dynamik der Krankheitserreger verfolgen können, einschließlich verwilderter Populationen.
Diese Maßnahmen sind wesentlich für die Entwicklung effektiver Strategien zur Kontrolle der Verbreitung von Krankheiten, die von Tieren, ob wild oder domestiziert, auf Menschen überspringen könnten.
Nicht nur Risiken
Haustiere bringen jedoch nicht nur gesundheitliche Risiken mit sich, sondern auch wesentliche Vorteile. Sie können das Immunsystem ihrer Besitzer*innen auf verschiedene Weise stärken:
- Sie helfen bei der Reduzierung von Allergien, besonders bei Kindern, da die frühe Exposition gegenüber Haustierallergenen das Immunsystem dazu anregen kann, besser zu reagieren.
- Sie tragen zur Diversität des menschlichen Mikrobioms bei, indem sie verschiedene Bakterien in unsere Umgebung bringen, was zu einer stärkeren Immunantwort führen kann.
- Sie reduzieren Stress und Angst, was sich positiv auf das Immunsystem auswirkt, da chronischer Stress die Immunantwort schwächen kann.
- Sie fördern körperliche Aktivität (besonders Hunde, die regelmäßige Spaziergänge erfordern), was allgemein die Immunabwehr stärkt.
„Haustiere stärken nicht nur das Immunsystem, sie können tatsächlich helfen, Risikofaktoren wie Übergewicht, Blutdruck und Stress zu verringern und so auch das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen reduzieren“, berichtet außerdem die AOK Sachsen-Anhalt. Trotz dieser Vorteile ist es wichtig, auch auf die Hygiene und Gesundheitsvorsorge der Haustiere zu achten, um Krankheitsrisiken zu minimieren.
Quelle: „Backyard zoonoses: The roles of companion animals and peri-domestic wildlife“ (Science Translational Medicine, 2023); AOK Sachsen-Anhalt
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