Die zunehmende Resistenz von Bakterien gegen Antibiotika stellt eine ernstzunehmende globale Bedrohung dar, so die Weltgesundheitsorganisation (WHO). Diese hat deshalb nun eine Liste der gefährlichsten Erregen veröffentlicht, gegen die Mittel zur Bekämpfung oft versagen. Gleichzeitig riefen die Expert*innen dazu auf, dringend mehr in die Forschung zu investieren und allen Ländern einen gleichberechtigten Zugang zu Behandlungsmethoden zu ermöglichen.
Bakterien werden gegen Antibiotika immer resistenter
Direkt zu Beginn der erst kürzlich veröffentlichten Studie betont die WHO die Dringlichkeit des Problems. So steht bereits in den ersten Sätzen: „Antibiotikaresistenzen sind eine große globale Herausforderung für die öffentliche Gesundheit und wurden 2019 mit schätzungsweise 4,95 Millionen Todesfällen in Verbindung gebracht, überproportional viele davon in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen. Die Bekämpfung der Antibiotikaresistenzen (AMR) im Gesundheitssektor erfordert globale Anstrengungen.“
Von AMR spricht man, wenn Mikroorganismen nicht durch einen entsprechenden Wirkstoff abgetötet werden können. Die Hauptursache für die Entstehung von Resistenzen ist der übermäßige Gebrauch von antimikrobiellen Mitteln. Bakterien werden also immer genau dort widerstandsfähiger, wo häufig Antibiotika eingesetzt wird.
Die Liste der WHO umfasst 15 Familien antibiotikaresistenter Krankheitserreger, die in die Prioritätskategorien kritisch, hoch und mittel eingeteilt wurden. Sie soll damit vor allem als Richtlinie für politische Entscheidungsträger*innen, nationale Gesundheitsbehörden und Forschungseinrichtungen dienen.
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Gefährliche Erreger treten vor allem in Krankenhäusern auf
Neu in der höchsten Kategorie ist Mycobacterium tuberculosis, der Haupterreger der Tuberkulose. An erster Stelle der Prioritätenliste steht jedoch, wie auch schon in den letzten Jahren, das Bakterium Acinetobacter baumannii. Patient*innen stecken sich mit diesem meist im Krankenhaus an, vor allem durch kontaminierte Beatmungsgeräte, wie eine Studie im Fachjournal Virulence aufzeigt.
Ebenso höchste Priorität haben bestimmte Enterobakterien. Wie das Bundesinstitut für Risikobewertung mitteilt, treten diese ebenfalls vor allen in Krankenhäusern auf. Einzelne Krankheitsausbrüche konnten auf intravenöse Flüssigkeiten, Blutprodukte, destilliertes Wasser, kontaminierte Endoskope, Stethoskope und Hände von Pflegepersonal zurückgeführt werden.
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WHO fordert mehr Investitionen in die Forschung
Enterobakterien können eine breite Palette an Erkrankungen auslösen. Infektionen mit diesen Keimen haben unter anderem Blutvergiftungen, Entzündungen der Atemwege, Augen, des Herzens oder Haut weiterer Organen zur Folge. Umso dringlicher äußert die WHO nun ihre Sorgen über die aktuelle weltweite Situation.
Die Expert*innen fordern deshalb zahlreiche Maßnahmen um die zunehmende Antibiotika-Resistenz von Bakterien zu verhindern. Dazu zählen eine verbesserte „Infektionsprävention und -kontrolle, Gewährleistung eines gleichberechtigten Zugangs zu Diagnostik und Behandlung, aufmerksame Überwachung zur Erkennung neuer Trends bei AMR und erhebliche Investitionen in Forschung und Entwicklung zur Schaffung neuer Medikamente, Diagnostika und Präventionsinstrumente.“
Quelle: WHO, Bundesinstitut für Risikobewertung, „Acinetobacter baumannii.An emerging opportunistic pathogen“ (Virulence 2012)
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