Die Darmflora jedes Menschen ist ähnlich einzigartig wie sein Fingerabdruck. Allerdings gibt es einige Gemeinsamkeiten, die ihrerseits nicht nur Vorteile mit sich bringen. So können einige Darmbakterien Herz- und Gefäßerkrankungen fördern, wenn du dich Falsch ernährst. Erhalten sie während der Verdauung bestimmte Nährstoffe können sie Trimethylamin-N-Oxid (TMAO) produzieren, das wiederum als wichtiger Indikator für kardiovaskuläre Risiken gilt. Orangenschalen könnten diese Risiken reduzieren.
Wichtige Stoffe in Orangenschalen
Die außerordentliche Professorin für Lebensmittelwissenschaft und menschliche Ernährung Yu Wang von der University of Florida (UF) und ihr Team untersuchten das Potenzial eines Extrakts aus Orangenschalen und dessen Fähigkeit, die TMAO- und Trimethylamin (TMA)-Produktion zu reduzieren. Konkret macht man für diese Fähigkeit sogenannte sekundäre Pflanzenstoffe verantwortlich. Dabei handelt es sich um bioaktive Verbindung, die zwar nicht essentiell für das menschliche Leben sind, wie Vitamine oder Mineralstoffe, aber eine Reihe gesundheitlicher Vorteile haben.
Die Forschenden testeten im Rahmen ihrer Studie, die sie später im Journal of Agricultural and Food Chemistry veröffentlichten zwei Arten dieser Stoffe: eine polare Fraktion und eine unpolare Fraktion. Eine polare Fraktion besteht aus Molekülen, die polar sind, also eine ungleiche Verteilung der elektrischen Ladung aufweisen. Diese Moleküle lösen sich gut in polaren Lösungsmitteln wie Wasser. Im Gegensatz dazu besteht eine unpolare Fraktion aus Molekülen, die unpolar sind und sich daher gut in unpolaren Lösungsmitteln wie Öl oder Hexan lösen.
„Stellen Sie sich Ihr Salatdressing vor: Alles, was sich im Wasser oder im Essig befindet, ist die polare Fraktion; alles, was sich im Öl außerhalb des Wassers befindet, ist die unpolare Fraktion“, erklärte Wang im Rahmen einer Pressemitteilung der UF. „Die Lösungsmittel, die wir verwendet haben, sind nicht genau wie Wasser und Öl, aber sie haben eine ähnliche Polarität.“
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„Bisher unerkanntes Gesundheitspotenzial“
Konkrete Erfolge sah das Team vor allem in der unpolaren Fraktion. Demnach habe das Orangenschalen-Extrakt die Produktion schädlicher Chemikalien wirksam gehemmt. In der polaren Fraktion entdeckte man hingegen Feruloylputrescin, das das für die TMA-Produktion verantwortliche Enzym ebenfalls stark hemmte. Feruloylputrescin ist das Ergebnis der Verknüpfung von Ferulasäure mit Putrescin durch eine Amidbindung und soll neben antioxidativen Eigenschaften auch eine gesundheitsfördernde Wirkung mit sich bringen.
„Dies ist ein neuer Befund, der das bisher unerkannte Gesundheitspotenzial von Feruloylputrescin bei der Verringerung des Risikos von Herz-Kreislauf-Erkrankungen hervorhebt“, so Wang. Er deute darauf hin, „dass Orangenschalen, die in der Zitrusindustrie oft als Abfall entsorgt werden, in wertvolle gesundheitsfördernde Inhaltsstoffe umgewandelt werden können, z. B. in Nahrungsergänzungsmittel oder Lebensmittelzutaten“.
Quelle: „Discovery of a Novel Bioactive Compound in Orange Peel Polar Fraction on the Inhibition of Trimethylamine and Trimethylamine N-Oxide through Metabolomics Approaches and In Vitro and In Vivo Assays: Feruloylputrescine Inhibits Trimethylamine via Suppressing cntA/B Enzyme“ (Journal of Agricultural and Food Chemistry, 2024); University of Florida
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