Optometrist*innen können bei einer routinemäßigen Augenuntersuchung verschiedene systemische Erkrankungen erkennen. So zeigt sich Diabetes häufig in den Augen, noch bevor andere Symptome sichtbar werden. Dabei können typische Läsionen auf der Netzhaut entdeckt werden, was eine frühere Diagnose ermöglicht. Eine schnelle Reaktion darauf kann das Risiko von Sehverlust und Blindheit bei Diabetes-Patient*innen erheblich senken.
Augen unter der Lupe
Auch Bluthochdruck und ein erhöhter Cholesterinspiegel, die oft ohne auffällige Symptome verlaufen, lassen sich durch Augenuntersuchungen feststellen. Als Erkennungsmarker dienen dabei gequetschte Gefäße und Cholesterinablagerungen in der Netzhaut. Diese Anzeichen bieten wiederum frühe Warnungen vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall.
Das normotensive oder Offenwinkelglaukom ist eine Form des Glaukoms, bei der der Sehnerv geschädigt wird, obwohl der Augeninnendruck im normalen Bereich liegt. Es tritt schleichend auf und bleibt oft unbemerkt, bis das Stadium weit fortgeschritten ist. Der Schaden am Sehnerv führt zu einem fortschreitenden Verlust des Gesichtsfelds und kann unbehandelt zur Erblindung führen.
Die genaue Ursache ist noch nicht vollständig verstanden, aber Durchblutungsstörungen des Sehnervs und genetische Faktoren spielen eine Rolle. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung sind entscheidend, um das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen. Aufgrund der spät eintretenden Symptome empfiehlt Langis Michaud, Professor an der Université de Montréal, „die regelmäßige Konsultation eines Augenarztes“.
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Vorsicht bei symptomlosen Krankheiten
„Da Krebs so weit verbreitet ist und sich auf so vielfältige Weise äußert, nennen wir ihn die Krankheit des Jahrhunderts“, erklärt Michaud. „Krebserkrankungen, die das Auge betreffen (Retinoblastom), können auch Metastasen in der Lunge und der Leber bilden.“ Auch diese Krankheiten verlaufen meist symptomlos, bis es schließlich zu spät ist. Andere Arten von asymptomatischem Netzhautpigment könne man mit Dickdarmkrebs in Verbindung bringen.
„Bei einer einfachen Gesichtsfeldmessung können Anomalien festgestellt werden, die einigen Patienten nicht bewusst sind oder die sie für so gutartig halten, dass sie sich nicht die Mühe machen, sie zu melden. Hinter vielen Gesichtsfeldanomalien verbergen sich jedoch Hirntumore, z. B. ein Hypophysenadenom, oder durch Blutgefäße komprimierte Nervenfasern.“
Langis Michaud
Quelle: The Conversation
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