Weltweit erkranken viele Menschen im Alter an verschiedenen Formen von Demenz, wobei Alzheimer den größten Anteil ausmacht. 60 Prozent der etwa 25 Millionen Demenzerkrankungen gehen darauf zurück. In Deutschland leidet ein Großteil der 1,5 Millionen Personen mit Demenz an Alzheimer.
Bislang versucht die Forschung vergeblich ein Mittel dagegen zu finden. Doch ist einem Team ein entscheidender Durchbruch bei Versuchen gelungen, der zukunftsweisend sein könnte.
Alzheimer: Nasenspray zeigt Wirkung
Eine internationale Gruppe an Forscher*innen des Unternehmens Neuro-Bio hat es sich zum Ziel gemacht, Alzheimer zu bekämpfen. Dabei verfolgt sie einen gänzlich neuen Ansatz, wie sie in ihrer Studie beschreibt. Die Forscher*innen-Gruppe hat ein Nasenspray entwickelt und Mäusen mit der Krankheit eingeflößt.
Das Ergebnis ist vielversprechend: Nach einer sechswöchigen regelmäßigen Nutzung sank die Amyloid-Konzentration im Gehirn und nach 14 Wochen zeigten die Tiere Verbesserungen ihrer kognitiven Fähigkeiten, die mit gesunden Mäusen vergleichbar waren.
Neuer Weg in Alzheimerforschung
Innerhalb der Forschung ist die Hypothese weit verbreitet, dass eine unnormal hohe Konzentration von Amyloiden und Tau-Proteinen neurodegenerative Erkrankungen verursachen. Deswegen waren diese auch das bisherige Ziel vergangener (und gescheiterter) Bemühungen, Alzheimer in den Griff zu kriegen.
Das Team bei Neuro-Bio setzt aber weit früher an: Die Expert*innen glauben, dass eine erfolgreiche Behandlung noch vor der Anhäufung von Amyloiden und Tau-Proteinen ansetzen muss. Denn sind diese erst mal im Gehirn vermehrt vorhanden, ist es zu spät. Stattdessen konzentriert man sich auf das Molekül T14. Von diesem glaubt man, eines der frühesten Treiber von Alzheimer zu sein.
T14 ist in jungen Jahren eigentlich ein wichtiger Bestandteil für die Entwicklung des Gehirns, doch jetzt wird vermutet, dass es im Laufe der Zeit eine toxische Wirkung entwickelt.
Vorherige Studien hätten ebenfalls darauf hingedeutet, dass eine hohe Konzentration von T14 in einer bestimmten Stammhirnregion mit der Bezeichnung „isodentritic core“ ein frühes Zeichen für Alzheimer sei. Dieses Molekül, so glaubt man, muss also ausgeschaltet werden. Deshalb hat man bei Neuro-Bio das Molekül NBP14 entwickelt.
Tests an Menschen in 2 Jahren?
T14 hemmen ist ein Weg. Zugleich ließe sich in Zukunft auch die T14-Konzentration im Blut oder der Haut überprüfen, um so eine frühzeitige Diagnose zu stellen. Man glaubt, so neurodegenerative Prozesse zehn bis 20 Jahre vor dem Auftreten von Alzheimer erkennen zu können.
Die Forschenden gehen davon aus, dass frühestens in zwei Jahren mit Versuchen an Menschen begonnen werden kann. Wie schnell es anschließend gehen kann, steht aber noch nicht fest. Unter Umständen könnte noch eine Dekade vorbeiziehen, ehe das Alzheimer-Nasenspray endgültig auf den Markt kommt.
Die Suche nach einem Mittel geht also vielversprechend weiter. Das Spray ist dabei nicht das einzige Mittel, an dem gearbeitet wird: Auch an einem Impfstoff gegen Alzheimer wird gegenwärtig geforscht.
Quelle: „A novel process driving Alzheimer’s disease validated in a mouse model: Therapeutic potential“ (Alzheimer’s & Dementia: Translational Research & Clinical Interventions, 2022)
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