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„Erheblichen Gefahrensituationen“: Tesla-Gutachter zieht vernichtendes Fazit

Tesla geriet schon mehrfach wegen seines Autopiloten in die Kritik. Ein neues Gutachten verdeutlicht nun die Schwere der Situation.

Frontansicht eines Tesla Model S.
© terryleewhite - stock.adobe.com

Tesla

Elektroauto-Hersteller Tesla kann mehr als nur gewöhnliche Fahrzeuge.Zwar ist Elon Musks Unternehmen vor allem dafür bekannt.Seit geraumer Zeit versucht sich der Konzern aber auch immer wieder an verrückten, revolutionären Ideen.

Seit geraumer Zeit schon bestehen Bedenken zur Sicherheit von Teslas Autopilot-Systems. Ein vom Landgericht Traunstein bestellter Gutachter sollte die jüngsten Vorwürfe überprüfen, denen zufolge das Model 3 des US-amerikanischen Autobauers unter Phantombremsungen leide. Das Problem war zuvor Gegenstand eines Rechtsstreits zwischen einem Tesla-Kunden und dem Unternehmen geworden, nachdem der Kunde gefährliche Bremsmanöver während der Nutzung des Autopilot-Systems gemeldet hatte.

Tesla kämpft mit Phantombremsungen

Eine Phantombremsung bezeichnet das Phänomen, bei dem ein Fahrzeug, meist mit einem Fahrerassistenzsystem oder Autopiloten ausgestattet, ohne erkennbaren Grund plötzlich und stark abbremst. Das Fahrzeug reagiert dabei fälschlicherweise auf nicht vorhandene Hindernisse oder Gefahren, als ob eine Bremsung erforderlich wäre.

Diese plötzlichen Bremsmanöver können gefährliche Situationen verursachen, besonders auf stark befahrenen Straßen, da nachfolgende Fahrzeuge möglicherweise nicht rechtzeitig reagieren können und es so zu Auffahrunfällen kommen könnte. Sie treten häufig bei automatisierten Fahrassistenzsystemen auf, die die Umgebung des Fahrzeugs analysieren, etwa durch Kameras oder Sensoren, und falsche Signale empfangen oder fehlerhafte Einschätzungen treffen.

Der Kunde, der das Tesla Model 3 im Jahr 2022 gekauft hatte, erlebte häufiges plötzliches Abbremsen, besonders in der Nähe von Tunneln und großen Fahrzeugen oder bei Änderungen der Fahrbahnoberfläche. Beschwerden an Tesla blieben erfolglos, weshalb er im März 2023 Klage einreichte. Die Klage fordert ein Ersatzfahrzeug, da die Bremsprobleme das Fahren unsicher gemacht haben.

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„Nicht vorhersehbare Gefährdung“

Der Gutachter fuhr den Tesla insgesamt 700 Kilometer, hauptsächlich auf Autobahnen. Während der Fahrt zeigte der Autopilot in fünf Fällen auffälliges Verhalten. In vier Fällen konnte der Gutachter eingreifen, um einen Unfall zu verhindern, aber ein Vorfall war besonders gefährlich. Das Fahrzeug bremste plötzlich von 140 Kilometern pro Stunde (km/h) auf 96 km/h auf einer freien Autobahn ab, was den Gutachter zwang, den Test aus Sicherheitsgründen abzubrechen.

„Insbesondere die letzte im Rahmen der Probefahrten aufgetretene Station, mit dem ohne durch den Unterzeichner erkennbaren Anlass vorgenommenen starken Abbremsen des streitgegenständlichen Fahrzeuges, entspricht aus Sicht des Unterzeichners der Beschreibung einer sogenannten ‚Phantombremsung‘, wie diese in Beweisbeschluss dargestellt wird“, heißt es in dem Gutachten des Landgerichts Traunstein. Dr. Christoph Lindner, der Anwalt des Klägers, veröffentlichte das Schriftstück auf teslaanwalt.de.

Im nachfolgenden Verkehr sei es, so das Gutachten weiter, „zu erheblichen Gefahrensituationen“ gekommen. „Da insbesondere in dieser Situation eine nicht vorhersehbare Gefährdung der Insassen des streitgegenständlichen Fahrzeuges und auch der anderen, nachfolgenden Verkehrsteilnehmer auftrat, wurden die Probefahrten mit dem streitgegenständlichen Fahrzeug mit aktiviertem Autopiloten in diesem Moment abgebrochen.“

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Vision-only möglicherweise nicht sicher

Tesla führte solche Bremsprobleme oft auf Bedienungsfehler der Nutzenden zurück und bestritt dem Handelsblatt zufolge jede Schuld am Autopilot-System. Das Unternehmen verwendet einen sogenannten „Vision-only“-Ansatz, bei dem nur Kameras zur Navigation genutzt werden, im Gegensatz zu anderen Automobilherstellern, die auch Radar- und Ultraschallsensoren einsetzen. Kritiker*innen argumentieren, dass diese Entscheidung möglicherweise zu gefährlichen Fehlfunktionen in Teslas Fahrzeugen geführt hat.

Die im Jahr 2023 veröffentlichten „Tesla-Files“ enthüllten mehr als 1.500 Beschwerden über Bremsstörungen, darunter 383 Fälle von Phantombremsungen. Diese Dokumente zeigten, dass Tesla über das Problem informiert war, es jedoch nicht ernst genug nahm. Einige Tesla-Mitarbeitende hielten das Fahren mit aktiviertem Autopilot offenbar selbst für gefährlich.

Quellen: teslaanwalt.de; Handelsblatt

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