Die Smartphone-Bank N26 hat etwas Entscheidendes angestoßen: Mit ihrem Versprechen, Online-Banking radikal zu vereinfachen, hat sie auch die großen Kreditinstitute angestachelt, ihre mobilen Anwendungen zu verbessern. Doch damit ist das Ende noch lange nicht in Sicht. Schon greift eine neue Banking-App die Apps von Sparkassen, Deutsche Bank und Co. an – und hinter ihr steckt kein Geldhaus, sondern ein Versicherer.
Sparkasse und Co. am Ende? Allianz attackiert mit radikal neuer Banking-App
Noch 2020 könnte es für Sparkasse, Deutsche Bank und andere große Kreditinstitute eng werden. Noch in diesem Jahr nämlich will Europas größter Versicherer seine eigene Banking-App auf den Markt bringen: die Allianz AG. Und es soll keine gewöhnliche App fürs Online-Banking werden, sondern eine Finanzplattform, die ihresgleichen sucht.
Viel war darüber bisher nicht bekannt. Der Name immerhin: Heymoney. Und der Name des verantwortlichen Start-ups: Iconic Finance. Dessen neuer Chef Bernd Storm van’s Gravesande lüftet jetzt gegenüber dem Handelsblatt einige Geheimnisse über die radikal neue Banking-App der Allianz.
„Das Angebot, an dem Iconic Finance arbeitet, wird in erster Linie eine Multi-Banking-App sein“, so Storm van’s Gravesande. Bankkonten und Kreditkarten würden eine wichtige Rolle dabei spielen. Vor allem eine Funktion dürfte jedoch die Sparkassen und anderen Konkurrenten das Fürchten lehren: „Nutzer unserer Finanzplattform müssen nicht Kunden der Allianz sein.“
Attacke auf die alten Banken
Ein derartiges Alleinstellungsmerkmal ist vermutlich auch nötig. Seit dem Verkauf der Dresdner Bank im Juli 2001 ist Europas größter Versicherer kaum mehr in die Geschäftsbereiche der deutschen Geldhäuser eingedrungen. Nun soll die Attacke mit der eigenen Banking-App umso heftiger ausfallen.
Insbesondere mit einem großen Funktionsumfang, der über normales Online-Banking hinausgehen soll: „Wir werden dort also nicht nur Versicherungen organisieren, sondern die komplette persönliche Finanzwelt, zu der auch der private Konsum zählt“, so Storm van’s Gravesande. Auch der Vergleich von Strompreisen könnte in der App perspektivisch möglich sein, verrieten die Münchener bereits 2019.
Mit der Banking-App der Allianz dürfte die Online-Banking-Welt noch einmal ordentlich durchgeschüttelt werden. Insbesondere die Deutsche Bank sollte wachsam sein, die zu den Vorreitern einer offenen Finanzplattform zählt.
Problem Banking-Apps
Aber es wird auch ums Ganze gehen: Viele Menschen wickeln heutzutage über Vergleichsportale wie Expedia oder Opodo nicht mehr allein ihre Hotelbuchungen ab, auch Versicherungsverträge werden über Check 24 und andere geschlossen. Die Angst vor einem Bedeutungsverlust der traditionellen Häuser ist groß. „Es ist tatsächlich so, dass wir in eine Art Plattformökonomie hineinlaufen“, sagte Allianz-Chef Oliver Bäte 2019 zum Handelsblatt. „Wir müssen künftig viel mehr in Netzwerken denken.“
Immerhin bietet etwa die Sparkassen-App jetzt diesen Komfort. Vielleicht sollten sich Sparkasse, Deutsche Bank, Allianz und Co. beim Online-Banking aber erst einmal um etwas anderes kümmern. Immerhin sind 31 Banking-Apps unsicher gewesen , bis sie vor einigen Jahren neue Versionen bekommen haben. Und was ist heute? Selbst Stiftung Warentest attestiert Banking-Apps einen Nachteil.