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Neue Regeln für Balkonkraftwerke: Diese Nutzer müssen umdenken

Mit dem Solarspitzengesetz kommen einige Änderungen für Balkonkraftwerke und Dach-Solaranlagen. Deshalb ist es jetzt besonders wichtig, dass du die neuen Regeln verstehst.

Balkonkraftwerk an einem Balkon
© Yven Dienst - stock.adobe.com

Was ist ein Balkonkraftwerk?

Was ist eigentlich ein Balkonkraftwerk? Alles, was du wissen solltest und worauf bei der Anschaffung zu achten ist, erfährst du im Video.

Das Solarspitzengesetz bringt neue Regeln für Photovoltaik (PV)-Anlagen sowie Balkonkraftwerke und verändert, wie du deinen Solarstrom ins Netz einspeisen kannst und vergütet bekommst. Eine der wichtigsten Änderungen: Während sogenannter Negativpreisphasen gibt es keine Vergütung mehr für eingespeisten Strom. Stattdessen werden diese Stunden gesammelt und an die zwanzig Jahre Einspeisevergütung angehängt. Du bekommst also nicht weniger Geld, sondern nur später. Das kann für viele eine Umstellung bedeuten.

Neuerungen für Balkonkraftwerke

Die Einspeisevergütung sinkt ohnehin seit Jahren und macht das Einspeisen immer unattraktiver. Weil immer mehr PV-Anlagen Strom ins Netz einspeisen, fällt der Preis für Solarstrom. Das bedeutet: Es lohnt sich immer weniger, sich auf die Vergütung zu verlassen.

Falls du eine bestehende Anlage hast, kannst du freiwillig ins neue System wechseln und bekommst dafür dem Bundesverband Solarwirtschaft (BSW Solar) zufolge 0,6 Cent pro Kilowattstunde (kWh) mehr. Der Haken: Deine Auszahlung verzögert sich, weil nicht alle Stunden sofort vergütet werden. Du musst dich entscheiden, ob du lieber schnell dein Geld bekommst oder langfristig etwas mehr herausholst.

Der klügste Weg ist es, mehr von deinem eigenen Strom zu verbrauchen, anstatt ihn einzuspeisen. Wenn du eine Batterie nutzt, kannst du überschüssige Energie speichern und später verbrauchen. Smarte Energiemanagementsysteme helfen dir dabei, den Strom dann einzusetzen, wenn du ihn brauchst – zum Beispiel, indem sie deine Waschmaschine oder Spülmaschine automatisch starten, wenn deine Anlage viel produziert. So machst du dich unabhängiger vom Netz.

Manche müssen jetzt besonders umdenken. Falls du bisher hauptsächlich auf die Einspeisevergütung gesetzt hast, solltest du deine Strategie überdenken. Wenn dein Balkonkraftwerk größer als 600 Watt (W) ist – bald 800 W –, könnte die neue 60-Prozent-Regel deine Einspeisung begrenzen. Falls du noch kein intelligentes Energiemanagementsystem nutzt, verschenkst du möglicherweise wertvolle Energie.

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Solarspitzengesetz erklärt

Grund für diese Neuerungen ist das Gesetz zur Änderung des Energiewirtschaftsrechts zur Vermeidung von temporären Erzeugungsüberschüssen, weithin bekannt als Solarspitzengesetz. Dabei handelt es sich um eine gesetzliche Änderung im Energiewirtschaftsrecht, die darauf abzielt, temporäre Erzeugungsüberschüsse im Stromnetz zu vermeiden. Es führt neue Regelungen für den Betrieb und die Steuerung von Erzeugungsanlagen ein, insbesondere für erneuerbare Energien wie Photovoltaik.

Netzbetreiber werden verpflichtet, sicherzustellen, dass sie jederzeit die Einspeisung aus größeren Anlagen abrufen und steuern können, um Netzengpässe zu vermeiden. Zusätzlich wird der Ausbau intelligenter Messsysteme und Steuerungseinrichtungen vorangetrieben, um eine bessere Kontrolle und Flexibilität im Stromnetz zu ermöglichen.

Ein weiterer zentraler Punkt des Gesetzes ist die Möglichkeit, Erzeugungsanlagen mit einer Leistung von über 50 Megawatt in Betriebsmittel zur Netzstabilisierung umzuwandeln. Stillgelegte fossile Kraftwerke können so zur Bereitstellung von Blind- und Kurzschlussleistung sowie Trägheit für die Netzstabilität genutzt werden. Das soll verhindern, dass der Rückbau konventioneller Kraftwerke zu einer Verschlechterung der Netzsicherheit führt.

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Jetzt informieren

Mieter*innen sollten sich ebenfalls mit den neuen Regeln befassen. Einige Vermieter*innen könnten strengere Vorschriften für die Installation von Balkonkraftwerken oder die Netzanschlüsse einführen. Am besten prüfst du frühzeitig, was erlaubt ist und wie du deine Anlage am besten nutzen kannst.

Das Solarspitzengesetz macht das Einspeisen weniger attraktiv und setzt stärker auf intelligente Eigennutzung. Wer jetzt in Batterien, smarte Steuerung und flexible Verbrauchsgewohnheiten investiert, könnte langfristig profitieren. Denn: Die Änderungen bringen mehr Unabhängigkeit und können auf Dauer deine Stromkosten senken.

Quellen: Bundesverband Solarwirtschaft; Bundesgesetzblatt

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