Während sich mehrere Coronavirus-Impfstoffe gerade in wichtigen Testphasen befinden und bereits erste, vielversprechende Ergebnisse liefern sollen, stellt sich die Frage nach möglichen Nebenwirkungen der Wirkstoffe. Diese werden einzelnen Medien zufolge bisher kaum oder nur in verharmlosender Form thematisiert. Die Ausblendung oder fehlleitende Darstellung nur „kleiner Nebenwirkungen“ kann jedoch Folgen für die Impfbereitschaft der Bevölkerung haben.
Coronavirus-Impfstoff: Im Vordergrund steht das Positive
Die aktuellen Testläufe von britischen Forschern der Universität Oxford lassen darauf hoffen, dass der erste wirksame Coronavirus-Impfstoff schon bald zur Bekämpfung des Virus zur Verfügung stehen könnte. Während sich die einen freuen, bemängeln die anderen allerdings, dass dabei der Blick auf mögliche Nebenwirkungen verloren ginge.
Hilda Bastian, Wired-Autorin, beschreibt beispielsweise wie sorgsam das positive Bild der verheißungsvollen Entwicklung eines Coronavirus-Impfstoffes durch die PR der Unternehmen dahinter mitkonstruiert wird. Während die Geschwindigkeit, in der die Forschung auf diesem unbekannten Gebiet Fortschritte macht, erstaunt, würden sich weder die Mainstream-Medien noch die medizinische Presse die Zeit nehmen, über potenzielle Nachteile solcher Impfungen zu berichten.
Nebenwirkungen schrecken ab
Lediglich von „kleinen“ oder „nur kleinen“ Nebenwirkungen, wie in den jeweiligen Pressemitteilungen genannt, sei auch in etablierten Publikationen wie der New York Times, dem Wall Street Journal oder Reuters zu lesen. Bastian zufolge würden die eigentlichen Studien dagegen zeigen, dass es sich bei diesen Phrasen nur um einen Marketingdreh handele, den die Medien nachplapperten. Auch moderate und sogar schwere Nebenwirkungen durch potenzielle Coronavirus-Impfstoffe seien durchaus üblich, wie aus den Forschungsberichten hervorgehe.
Dass aber tatsächlich eine Angst vor Nebenwirkungen besteht, zeigt eine aktuelle Umfrage des Hamburg Center for Health Economics (HCHE) der Universität Hamburg zur Coronavirus-Impfung, wie das Ärzteblatt berichtet. Dafür wurden von April bis Juni 2020 rund 7.000 Personen in Deutschland, Dänemark, Frankreich, Italien, den Niederlanden, Portugal und dem Vereinigten Königreich zu ihrer Impfbereitschaft befragt. Von den im Juni festgestellten 32 Prozent der Impfgegner waren die meisten durch mögliche Nebenwirkungen und eine nicht ausreichende Wirkung eines künftigen Coronavirus-Impfstoffes verunsichert.
Diese Nebenwirkungen kann ein Coronavirus-Impfstoff haben
Welche Nebenwirkungen manch ein Coronavirus-Impfstoff am Ende wirklich haben kann, darüber ist bisher weiterhin wenig bekannt. Das liegt auch daran, dass die entwickelten Wirkstoffe so bisher noch nicht zur Verfügung stehen. Sogenannte mRNA-basierte Impfstoffe, wie sie zum Beispiel von Pfizer und Moderna entwickelt werden, sind beispielsweise bisher noch nicht für den Menschen zugelassen, erklärt das Redaktionsnetzwerk Deutschland. Die Frage danach bedürfe erst weiterer Klärung durch die laufenden Prüfungen.
Wie das Robert-Koch-Institut (RKI) dazu auf seiner FAQ-Seite zum Coronavirus.Impfstoff beschreibt, ist es „auch bei einem neuen Impfstoff gegen SARS-CoV-2 (..) möglich, dass sehr seltene Nebenwirkungen (sehr selten heißt z.B. 1 Fall auf > 10.000 Geimpfte) erst im Verlauf der Surveillance erfasst werden. Sowohl die Weltgesundheitsorganisation (WHO) als auch die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) haben angekündigt, den Zulassungsprozess aufgrund der Dringlichkeit in einzelnen Punkten zu vereinfachen. Dabei bleibt die Sicherheit der Impfstoffe jedoch oberste Priorität.“
Umso wichtiger ist in diesem Fall die Berichterstattung über die während der Prüfung und Testphasen potenzieller Coronoavirus-Impfstoffe festgestellten Nebenwirkungen von Seiten der dahinterstehenden Unternehmen. Nicht nur für eine angemessene Transparenz, sondern auch für die Aufklärung der Bevölkerung, die ohnehin bereits vor Impfungen zurückzuschrecken scheint.
Diese Impfbeschwerden sind normal
Generelle Impfbeschwerden, die wahrscheinlich auch durch einen Coronavirus-Impfstoff auftreten können, sind jedoch die Folgenden:
- lokale Reaktion
- Fieber
- Kopfschmerzen
Laut Daten des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) aus dem Jahr 2018 wurden rund 1070 Fälle von Impfungen, denen schwere Komplikationen folgten, gemeldet. Die Zahl jener, die unerwünschte, aber milde Symptome nach einer Impfung entwickelten, lag bei 3570. Der Verband der forschenden Pharmaunternehmen (VFA) rechnete für das gleiche Jahr mit insgesamt rund 50 Millionen Impfungen.
Wie es sich als Tester eines Coronavirus-Impfstoffes anfühlt, verriet kürzliche einer der ersten Pfizer-Probanden. Wer dennoch Angst vor den Nebenwirkungen eines künftigen Coronavirus-Impfstoffes hat, kann sich womöglich auch gegen Covid-19 schützen, indem er sich gegen andere Krankheiten impfen lässt.