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Antarktis: Forscher stoßen auf unerwartet Struktur unterm Eis – „niemand hatte das je zuvor gesehen“

Bereits im Jahr 2022 entdeckten die Wissenschaftler*innen die ungewöhnliche Formation unter dem Eis. Nun veröffentlichten sie ihre Ergebnisse in einer Studie.

Forschende sitzen in einem Schlauchboot auf dem Wasser in der Antarktis.
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Die Antarktis – wer hat sie eigentlich entdeckt?

Im Jahr 1820 stieß eine russische Expedition erstmals auf Ausläufer der Antarktis. Gerade mal ein Jahr später entdeckten amerikanische Forscher ihr Festland.Doch waren sie tatsächlich die ersten Menschen, die den Kontinent erforschten? Tatsächlich scheint es, als sei sie schon lange vorher besucht worden.

Immer wieder kommt es zu neuen Entdeckungen über das Eis in der Antarktis. Dabei geben die Funde Forschenden weltweit immer wieder Rätsel auf, dessen Lösung für die Bekämpfung der Klimakrise essentiell sein könnten. Doch wie sieht es eigentlich unter dieser Eisdecke aus? Wissenschaftler*innen haben dort eine ungewöhnliche Struktur festgestellt.

U-Boot ermöglicht Fund in der Antarktis

Das internationale Forscherteam setzte für seinen Fund ein unbemanntes Tauchboot ein. Das Unterwasserfahrzeug „Ran“ wurde dabei so programmiert, dass es 27 Tage lang unter dem Doston-Schelfeis in der Antarktis hin und her fuhr und mittels einem hochmodernen Sonars die Unterseite der 350 Meter dicken Eisdecke scannte. Dabei legte Ran über eintausend Kilometer auf seiner Forschungsfahrt zurück.

„Wir haben zuvor Satellitendaten und Eisbohrkerne verwendet, um zu beobachten, wie sich Eisschelfe im Laufe der Zeit verändern. Indem wir das Tauchboot in die Höhle navigierten, konnten wir hochauflösende Karten der Eisunterseite erstellen. Es ist ein bisschen so, als würde man zum ersten Mal die Rückseite des Mondes sehen“, erklärt die Hauptautorin der Studie Anna Wåhlin, Professorin für Ozeanographie an der Universität Göteborg in Schweden, ihre Begeisterung über die eingesetzte Technik in der Antarktis in einer Pressemeldung.

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Ergebnisse begeistern Forscher*innen

Nun veröffentlichte das Team hinter Ran ihre Entdeckung in der Fachzeitschrift Science Advances. Dabei stießen die Wissenschaftler*innen zunächst auf Erwartbares: Das Gletschereis der Antarktis schmilzt an den Stellen schneller, an denen es auf starke Unterwasserströmung trifft. Mit dem U-Boot konnten sie dies nun zum ersten Mal messen und nachweisen.

Doch darüber hinaus fand das Team zusätzlich etwas, das Fragen aufwirft. Bei der Kartierung der Eisunterseite durch das Sonar, stellten die Forschenden fest, dass sie nicht wie erwartet glatt ist. Sie wies dagegen kleine Berg- und Tal-Formationen auf, die an Sanddünen erinnern.

„Als Anna die ersten Bilder von der Unterseite des Dotson-Schelfeises herumschickte, waren wir begeistert – niemand hatte das je zuvor gesehen. Aber wir waren auch verblüfft – es gab Risse und Wirbel im Eis, die wir nicht erwartet hatten. Es sah eher aus wie Kunst,“ beschrieb Karen Heywood, Professorin an der University of East Anglia (UEA) und Co-Autorin der Studie.

„Wir fragten uns, was die Ursache dafür sein könnte. Alle Glaziologen und Ozeanographen des TARSAN-Projekts kamen zusammen, um Ideen zu sammeln. Es war wie Detektivarbeit – wir nutzten grundlegende Meeresphysik, um Theorien anhand der Form und Größe der Muster unter dem Eis zu testen. Wir konnten zum ersten Mal einige der Prozesse zeigen, die zum Schmelzen der Unterseite von Schelfeis führen. […] Diese neuen Beobachtungen werden helfen, die großen Unsicherheiten hinsichtlich des zukünftigen Meeresspiegels zu verringern“, fügte Heywood hinzu.

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Weitere Untersuchungen am Schelfeis nötig

Das Dosten-Schelfeis gehört zum westarktischen Eisschild. Auf Grund seiner Größe gehen Expert*innen davon aus, dass es einen großen Einfluss auf den zukünftigen Anstieg des Meeresspiegels haben wird. „Diese Forschung ist notwendig, um die Zukunft des Eisschildes der Antarktis zu verstehen, und wir hoffen, diese wichtige Arbeit fortsetzen zu können“, sagte Professor Anna Wåhlin abschließend.

Quellen: „Swirls and scoops: Ice base melt revealed by multibeam imagery of an Antarctic ice shelf“ (2024, Science Advances), UEA

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